Noch ahnte ich nichts. Keine Vorahnung, kein Kribbeln, kein Zeichen, das mich auf das vorbereiten könnte, was gleich passieren würde. Einfach ein stinknormaler Morgen, wie ihn Millionen andere auch erleben. Ich war müde, ein bisschen genervt von der viel zu frühen Uhrzeit und mit dem Kopf schon halb bei der To-do-Liste des Tages. Ein Tag wie jeder andere – dachte ich jedenfalls.
Ein ganz normaler Morgen. Dachte ich.
Eigentlich war dieser Tag absolut unspektakulär. Ich tappte noch verschlafen ins Bad, während der Kaffeeduft langsam durch die Wohnung zog. Nebenbei überlegte ich, ob ich vergessen hatte, Brot zu kaufen, und ob ich es heute pünktlich ins Büro schaffen würde. Ganz nebenbei fiel mein Blick auf die Schublade unter dem Waschbecken – da, wo der Schwangerschaftstest lag, den ich schon ewig mit mir herumtrug. Sicher ist sicher, dachte ich. Rein aus Prinzip.
Also schnell ausgepackt, Test gemacht, auf die Ablage gelegt. Ich schnappte mir die Zahnbürste, begann halbherzig zu schrubben und schielte im Augenwinkel auf den Test. Da war nichts. Oder doch?
Ein Strich. Nein, zwei!
Dieser Moment, in dem die Welt kurz stillsteht
Es war, als würde die Zeit einfrieren. Mein Herz machte einen Satz und raste dann los, als hätte jemand den Turbo eingeschaltet. Zwei Striche. Nicht einer. Zwei! Ich starrte auf das kleine weiße Plastikding, als würde es gleich explodieren.
„Kann das wirklich sein? Bin ich jetzt wirklich schwanger?“
Ich fühlte mich, als würde ich gleichzeitig lachen und weinen wollen. Als wäre ich schwerelos und festgewachsen an diesem einen Punkt im Badezimmer. Alles um mich herum verschwamm. Nur dieser Test und ich.
Der erste Gedanke: Hilfe, was nun?
Mit zittrigen Fingern setzte ich mich auf den Badewannenrand. Der Boden unter meinen Füßen fühlte sich plötzlich viel zu hart an, die Luft zu dick. Ich spürte dieses aufregende, warme Kribbeln im Bauch – eine Mischung aus Euphorie, Panik und grenzenloser Liebe.
„Wie sag ich es meinem Partner?“
„Ist das überhaupt sicher?“
„Muss ich nicht erst zum Arzt, um es bestätigen zu lassen?“
Mein Kopf war ein einziges Durcheinander, ein wild gewordener Jahrmarkt aus Fragen, Sorgen und überschäumender Freude.
„Schatz, komm mal kurz…“
Ich rief nach meinem Partner, meine Stimme klang dabei so seltsam piepsig, dass ich selbst zusammenzuckte. Er trottete heran, die Haare wild in alle Richtungen, noch halb im Traumland.
„Was ist los?“ fragte er gähnend.
Ich hielt ihm einfach den Test hin. Kein großes Tamtam, keine vorbereitete Rede. Nur der Test, mein pochendes Herz und eine riesige Portion Hoffnung.
Er nahm das Stäbchen, drehte und wendete es, als müsste er erst die Anleitung lesen. Dann sah er mich an – und sein Blick wechselte von Verwirrung zu Verständnis zu einer Freude, die ich nie vergessen werde.
Wir umarmten uns. Und plötzlich kullerten bei uns beiden die Tränen. Vor Glück. Vor Angst. Vor diesem riesigen Abenteuer, das plötzlich zum Greifen nah war.
Die plötzliche Verantwortung
Binnen weniger Minuten veränderte sich alles. Aus zwei Menschen wurde auf einmal eine kleine Familie. Zumindest in Gedanken. Plötzlich stellten sich Fragen, die uns vorher nie in dieser Dringlichkeit durch den Kopf geschossen waren.
Wo soll das Baby schlafen? Wann muss man anfangen, Namen zu überlegen? Brauchen wir sofort ein Kinderzimmer oder reicht das erst mal improvisiert?
Die Last der Verantwortung war groß. Aber das Gefühl, es gemeinsam zu schaffen, war noch größer.
Erste Reaktion: Shopping oder Schockstarre?
Vielleicht kennst du das: Der erste Impuls, nach einem positiven Test, kann völlig unterschiedlich sein. Manche verfallen sofort in wildes Nestbauen. Andere in komplette Schockstarre.
Wir? Wir landeten irgendwo dazwischen. Nach einer Stunde ungläubigen Herumwandelns durch die Wohnung, googelte ich plötzlich „erste Babyanschaffungen“ und landete mitten in einer Welt voller winziger Söckchen, kuscheliger Strampler und überfordernder Checklisten.
Unser erster Einkauf? Ein gelber Body mit einem drolligen Dinosaurier drauf. Der hing ab diesem Moment in unserer Küche, als stumme Erinnerung daran: Da wächst jemand in uns.
Der erste Anruf: „Mama, Papa, ich muss euch was sagen…“
Wie sagt man seinen Eltern, dass sie Großeltern werden? Dass sie in ein paar Monaten ein winziges Wesen im Arm halten werden, das ihr ganzes Leben auf den Kopf stellen wird?
Wir versuchten, stark zu bleiben. Wollten nichts verraten, bevor es „sicher“ war. Aber – who are we kidding – nach 24 Stunden platzten wir fast vor Aufregung.
Der Anruf bei meinen Eltern war ein einziger Gefühlsorkan. Meine Mutter kreischte vor Freude, mein Vater wurde ganz still – und als er sich wieder fing, hörte ich das ungläubige Lächeln in seiner Stimme.
Und ich? Ich saß da mit roten Wangen und einem Herz, das kaum mehr in meine Brust passte.
Erste Ängste: Darf ich mich überhaupt schon freuen?
Doch neben der Freude kroch auch die Angst in mein Herz. Diese nagende Sorge, ob wirklich alles gutgehen würde. Ob wir diesen kleinen Schatz wirklich in neun Monaten in den Armen halten könnten.
Ich redete viel mit meinem Partner darüber. Wir beschlossen, diese Sorgen nicht zu groß werden zu lassen. Sie zuzulassen, ja – aber ihnen nicht die Hauptrolle zu geben.
Denn über allem stand dieses leuchtende, warme Gefühl: Hoffnung. Liebe. Und die unglaubliche Vorfreude auf ein kleines Wunder.
Der erste Arzttermin: Realität zum Anfassen
Ein paar Tage später saßen wir im Wartezimmer der Frauenärztin. Ich kann mich kaum erinnern, was wir geredet haben – ich weiß nur noch, dass mein Herz so laut schlug, dass ich dachte, es müsste jeden Moment explodieren.
Und dann – der Ultraschall.
Ein winziger Punkt auf dem Bildschirm. Mein Baby.
„Da ist es“, sagte die Ärztin mit einem warmen Lächeln.
Ich heulte. Mein Partner heulte. Wir lachten durch unsere Tränen. Es war, als würde jemand die Zeit anhalten und uns diesen einen Moment schenken, den wir nie wieder vergessen sollten.
Ein kleiner Strich, der alles verändert
Manchmal, wenn ich an diesen Morgen zurückdenke, erscheint er mir wie ein Traum. Ein verschwommener, leuchtender Traum, der unser Leben auf so wunderschöne Weise verändert hat.
Ein winziger Teststreifen. Zwei kleine rosa Striche. Und eine Liebe, die mit diesem Moment geboren wurde.
Unsere Reise als Familie begann mit diesem einen Atemzug, diesem einen Blick auf einen Schwangerschaftstest. Und sie geht noch immer weiter – jeden Tag, mit jedem Lachen, jedem Trotzanfall, jedem „Mama, Papa, ich hab euch lieb“.
Würde ich diesen Moment noch einmal erleben wollen? Ja. Tausendmal ja.