Es gab eine Zeit – gar nicht so lange her –, da bestand unser Familienkalender aus einer wilden Mischung aus Zetteln am Kühlschrank, WhatsApp-Nachrichten mit Terminen und der vagen Hoffnung, dass sich irgendwer schon an den Elternabend erinnern wird. Spoiler: Hat nicht funktioniert. Irgendwann, zwischen Zahnarztterminen, Kindergeburtstagen, Elternabenden, AGs und spontanen Krankmeldungen, haben wir beschlossen: So geht’s nicht weiter. Wir brauchen ein System. Ein richtiges. Eins, das uns nicht noch mehr Zeit raubt – sondern uns endlich wieder welche schenkt.
Der Wendepunkt: Der verpasste Laternenumzug
Der Anfang vom Ende unseres chaotischen Kalenderlebens war – wie so oft – ein kindlicher Tränenausbruch. Unser Jüngster stand in kompletter Laternenmontur an der Tür, die Laterne blinkte sogar. Nur: Der Umzug war am Tag davor. Und ja, es war meine Schuld. Ich hatte den Termin irgendwie im Kopf – aber halt nicht im Kalender. Und im Gruppenchatsumpf war er eh untergegangen. Da war klar: Wir brauchen mehr Struktur. Nicht morgen. Jetzt. Und zwar dringend.
Was wir ausprobiert haben – und warum es nicht immer klappte
Bevor wir unser jetziges System gefunden haben, sind wir durch einige Phasen gegangen. Vielleicht erkennst du dich in der einen oder anderen wieder:
Phase 1: Der klassische Papierkalender an der Wand
Der hatte Charme – und war immerhin sichtbar. Aber leider nur dann hilfreich, wenn man gerade in der Küche stand. Unterwegs? Fehlanzeige. Außerdem hatte jedes Kind seine eigene Farbe. Und spätestens nach dem dritten Stiftverlust wurde aus Rosa für Reiten ein unlesbares Grau-in-Grau. Ganz zu schweigen davon, dass Oma ständig die Termine übersehen hat, wenn sie zum Babysitten kam.
Phase 2: Gemeinsame Handykalender-App
Klang supermodern. War aber ein mittlerer Elternfail. Ich hab ständig vergessen, Termine einzutragen. Mein Mann hat sich nie erinnert, überhaupt in die App zu schauen. Und die Kinder? Die waren zu klein oder hatten andere Prioritäten (Minecraft, Pokémon-Karten und „Kann ich was naschen?“). Ergebnis: Wir hatten zwar einen digitalen Kalender – aber keiner hat ihn gepflegt. Ein digitales Chaos also.
Phase 3: Whiteboard im Flur
Hat drei Tage gehalten. Dann war wieder alles voller Einkaufszettel, Post, und „Papa, ich hab den Filzstift verloren“. Außerdem wurden Geburtstage wieder übermalt, und die Katze hat einmal mit dem Schwanz einen halben Monat verwischt. Praktisch? Nicht wirklich.
Die Lösung: Ein Mix aus analog und digital – unser Kalender-Hybrid
Wir sind keine Supereltern. Wir sind müde, oft unkoordiniert, und manchmal vergessen wir trotzdem was. Aber wir haben gelernt, was bei uns funktioniert. Und das ist ein Mix aus mehreren Tools – und vor allem: ganz viel Routine und ein bisschen Disziplin.
1. Monatsplan an der Wand – für den Überblick
Unser Familienmonat hängt groß und bunt im Flur. Ein klassischer Monatskalender mit Kästchen für jeden Tag – handschriftlich gefüllt. Wichtigste Termine, Geburtstage, Elternabende, Kita-Schließtage – alles kommt da rein. So sehen alle auf einen Blick, was ansteht. Auch die Kinder. Sie lernen so ganz nebenbei, Verantwortung zu übernehmen und sich zu orientieren. Und ganz ehrlich: Wenn der Plan hübsch gestaltet ist (mit Stickern, Farben und ein bisschen Washi-Tape), schaut sogar Oma gerne drauf.
2. Digitaler Familienkalender – für unterwegs
Wir nutzen inzwischen den Google-Kalender. Jedes Familienmitglied hat seine eigene Farbe (ja, wieder Farben – aber diesmal mit System!). Termine können von überall eingetragen werden – ob im Büro, beim Kinderarzt oder auf dem Spielplatz. Und das Beste: Erinnerungen! Klingt banal, aber diese nervigen Handy-Pings haben schon so manchen Elternabend gerettet. Besonders praktisch: Wir haben auch wiederkehrende Termine eingestellt, wie z. B. den Schwimmkurs oder den Müll-Abholtag – das spart Gehirnzellen!
3. Wochenbesprechung am Sonntagabend
Klingt spießig, ist aber Gold wert. Wir setzen uns sonntags zusammen – mit Tee und manchmal Chips – und schauen auf die kommende Woche. Wer muss wann wohin? Wer bringt wen? Wer ist abends nicht da? Das dauert zehn Minuten, bringt aber Klarheit – und oft auch Lacher, wenn sich Termine überschneiden („Wie, du wolltest am Dienstag joggen? Ich hab da Elternratssitzung!“ – Klassiker!). Inzwischen ist das unser Familienritual geworden. Manchmal besprechen wir auch, was gekocht wird oder wer wann Freunde zu Besuch hat.
4. Der Küchen-Tageszettel – für die letzten Gedankenblitze
Ganz neu bei uns: Ein Mini-Klemmbrett in der Küche mit einem kleinen Tageszettel. Da kommen spontane Sachen drauf, wie „Milch kaufen“, „Kuchen für Schulfest backen“ oder „Schwimmsachen mitgeben“. Das ist unsere spontane Gedanken-Auffangstation. Und das funktioniert überraschend gut!
Unsere größten Learnings – vielleicht helfen sie dir auch
Was für uns funktioniert, ist nicht automatisch für jede Familie das Richtige. Aber vielleicht nimmst du ein bisschen was mit:
- Weniger ist mehr: Nicht alles muss in den Kalender. Nur das, was die ganze Familie betrifft – oder wo Abstimmung nötig ist. So bleibt der Überblick erhalten.
- Kinder früh einbeziehen: Unser Großer (9) trägt seine eigenen Fußballspiele inzwischen selbst ein. Macht ihn stolz – und uns entlastet es. Die Jüngere (6) klebt zumindest schon fleißig Sticker und fragt nach.
- Regelmäßige Pflege: Ein Kalender ist nur so gut wie seine Pflege. Wenn Termine fehlen, bringt’s nichts. Also lieber fünf Minuten investieren als nachher improvisieren. Und: Alte Zettel rechtzeitig wegwerfen – sonst schwirrt der Mülltag vom letzten Monat immer noch rum.
- Puffer einplanen: Zwischen zwei Terminen liegt bei uns immer etwas Luft. Zum Durchschnaufen. Oder um zu spät zu kommen – aber entspannt. Keine direkt aufeinanderfolgenden Events mehr – das macht uns nur fertig.
- Fehler passieren – und das ist okay: Manchmal verwechseln wir trotzdem was. Und dann gibt’s halt Brötchen statt Kuchen fürs Kita-Fest. Leben geht weiter.
Mini-Anekdote: Die Sache mit dem Zahnarzttermin
Neulich fragte mich meine Tochter ganz trocken beim Frühstück: „Papa, wann ist nochmal mein Zahnarzttermin?“ Ich, ganz stolz, antwortete: „Freitag, 14 Uhr!“ Sie darauf: „Stimmt. Hab ich auch so eingetragen.“ Und ja, ich hab mich gefühlt wie ein verdammter Organisationsgott. Kurz danach erinnerte mich der Google-Kalender an meinen eigenen Check-up. Ich hab ihn nicht verschwitzt. Das gab’s noch nie!
Was wir nicht mehr missen möchten
Ich hätte nie gedacht, dass ich mal so begeistert über einen Kalender schreiben würde. Aber ganz ehrlich: Dieses kleine bisschen Struktur hat bei uns viel verändert. Weniger Streit, weniger Hektik, mehr Überblick. Und ja, auch mal das gute Gefühl: Wir kriegen das hin. Auch wenn wir uns manchmal fragen, wie wir das alles überhaupt schaffen – mit einem System fühlt es sich machbarer an. Und das ist so viel wert.
Wenn du auch starten willst – hier unser Mini-Setup
- Großer Wandkalender mit Monatsübersicht
- Ein digitaler Kalender, den alle (je nach Alter) nutzen können
- Feste Kalenderzeit am Sonntagabend
- Ein Klemmbrett in der Küche für Tagesnotizen
Klingt simpel? Ist es auch. Aber genau deshalb funktioniert es. Kein Chichi, kein Technikzirkus – einfach ein bisschen Klarheit. Und das Beste: Jeder findet sich wieder.
Fazit: Organisation ja, Perfektion nein
Wir sind nicht perfekt organisiert. Und das ist okay. Es geht nicht darum, dass immer alles glattläuft. Sondern darum, dass wir als Familie nicht den Überblick verlieren – und Zeit für das bleibt, was wirklich zählt: Miteinander lachen. Und Laternenumzüge nicht mehr verpassen. Und falls doch mal was durchrutscht – hey, dann ist das eben der Stoff, aus dem Familiengeschichten gemacht sind.