Es war einer dieser verregneten Sonntage, an denen man merkt: Wenn wir jetzt nicht irgendwas gemeinsam starten, sitzen am Ende alle nörgelnd vor Bildschirmen. Also hab ich die magischen Worte gesagt: „Lasst uns was zusammen basteln!“ – und dann kam die Idee: Ein Familienposter. Groß, bunt, kreativ – und ganz wir.
Ein Poster, auf dem jeder von uns vorkommt. Mit Lieblingsfarben, Insider-Sprüchen, kleinen Zeichnungen, Erinnerungen und allem, was uns als Familie ausmacht. Kein Pinterest-Projekt, sondern etwas Echtes. Und ja, es wurde wild. Und wunderbar.
Der Start: Was ist überhaupt ein Familienposter?
Unsere Kinder wollten zuerst wissen: „Was soll das überhaupt sein?“ Und das ist eine berechtigte Frage. Ein Familienposter ist – zumindest in unserer Version – eine bunte Mischung aus Collage, Steckbrief, Kunstwerk und Tagebuchseite. Jeder bekommt Platz. Jeder darf sich zeigen. Und am Ende ergibt alles ein großes Ganzes.
Stell dir eine riesige Pappe vor – bei uns war’s die Rückseite eines alten Kalenders – die nach und nach gefüllt wird. Mit Fotos, Zeichnungen, Sprüchen, Stickern, Zeitungsausschnitten, kleinen Fundstücken, was auch immer zu eurer Familie passt. Es gibt kein Richtig und kein Falsch. Nur ein Ziel: Zusammen lachen, kleben, kritzeln – und dabei ein Stück Familiengeschichte schaffen.
Und das Beste daran? Man redet dabei. Über sich. Über andere. Über früher und morgen und jetzt. Es entstehen Gespräche, die sonst keinen Platz finden. Und es wird gemeinsam gelacht, gealbert, diskutiert – alles auf Augenhöhe.
Materialien, die wir verwendet haben
Du brauchst nichts Besonderes. Wirklich. Wir haben einfach zusammengetragen, was wir daheim hatten:
- Eine große stabile Pappe oder Papierrolle (wir haben ein altes Poster überklebt)
- Scheren, Kleber, Klebeband
- Buntstifte, Filzstifte, Wachsmaler
- Alte Fotos und Fotokopien (nicht die Originale, falls ihr dran hängt!)
- Zeitschriften, Kataloge zum Ausschneiden
- Aufkleber, Glitzer, Washi-Tape – was das Bastelherz begehrt
- Eventuell ein paar Fundstücke wie Eintrittskarten, Muscheln, Blätter
- Stoffreste, Knöpfe, Garn – alles, was Textur bringt
Plus: eine kleine Portion Geduld und ganz viel gute Laune. Bonuspunkt: ein paar Snacks auf dem Tisch schaden nie.
So haben wir’s gemacht – Schritt für Schritt
Zuerst haben wir uns zusammengesetzt und überlegt, was alles drauf soll. Jeder durfte seine Ideen in den Raum werfen – ohne dass jemand reinredet. Das war schon mal ein kleiner pädagogischer Sieg. Dann haben wir uns ein grobes Raster überlegt: In der Mitte sollte ein großes Familienfoto hin (Spoiler: es wurde ein selbstgemaltes Gruppenbild). Drum herum: Steckbriefe von jedem, Lieblingserinnerungen, kleine Basteleien, Schnipsel.
Wir haben jeden Schritt gemeinsam entschieden, aber jeder hatte seinen Freiraum. Die Kinder durften ihre Steckbriefe komplett selbst gestalten – mit Lieblingsessen, Hobbys, einem selbstgewählten Emoji und einem Spruch, der sie beschreibt. Meine Tochter wählte: „Ich bin nicht laut, ich bin nur sehr präsent.“ Ähm, ja.
Mein Sohn entschied sich für eine Collage aus Dingen, die ihn interessieren: Dinosaurier, Astronauten, Fußball und – etwas überraschend – Brokkoli. Er meinte: „Weil ich den zwar hasse, aber Mama immer sagt, er gehört zu uns.“ Touché.
Wir Eltern haben uns auch getraut. Mein Mann malte sich mit übergroßem Kaffeebecher und den Worten: „Ohne Koffein kein Familienmensch.“ Ich? Ich habe einfach mein Lieblingszitat aufgeschrieben und drumherum kleine Dinge geklebt, die mir wichtig sind – ein Blätterherz, ein Mini-Foto vom Urlaub, ein gemaltes Buch.
Highlights, Pannen und echte Familienmomente
Natürlich lief nicht alles glatt. Der Hund lag ausgerechnet da, wo wir das Poster ausgebreitet hatten. Mein Sohn schüttete Glitzer über die halbe Fläche („Das macht’s besser!“). Und unsere Jüngste bemalte stolz die Rückseite – mit einem Filzstift, der durchgedrückt hat. Also: doppelte Deko.
Zwischendurch haben wir eine Pause gemacht, Kakao gekocht und beschlossen, dass auch Krümel und Flecken Teil des Posters sein dürfen. Schließlich sind sie auch Teil unseres Alltags. Und ja, der Moment, als sich mein Mann einen Aufkleber mitten auf die Stirn klebte („Weil’s da Platz hatte“) wurde zum Running Gag.
Es wurde laut, wuselig, aber auch unglaublich liebevoll. Die Kinder gaben sich gegenseitig Ideen, kommentierten, lachten. Plötzlich wurde aus einem einfachen Projekt ein echter Team-Moment.
Abends, als das Poster fast fertig war, holten wir unsere Box mit alten Tickets und Urlaubsschnipseln. Jedes Teil wurde nochmal in die Hand genommen. „Weißt du noch, da waren wir doch…“ Und plötzlich wurde das Poster zur Zeitreise.
Warum ein Familienposter so viel mehr ist als Basteln
Was dabei entstanden ist, ist nicht nur ein schönes Stück Papier. Es ist ein Spiegel. Eine Momentaufnahme unserer Familie. Mit all den Dingen, die sonst im Alltag untergehen.
Wir haben uns gegenseitig gesehen. Uns zugehört. Uns vorgestellt, wie wir von außen aussehen. Und uns gleichzeitig ganz nah gefühlt. Jeder durfte sich zeigen. Jeder wurde ernst genommen. Und ganz nebenbei wurde daraus auch ein Gespräch über das, was uns wichtig ist. Was uns ausmacht. Was uns verbindet.
Und es schweißt zusammen. Wir haben ein gemeinsames Werk geschaffen. Etwas, das hängen bleibt – im wahrsten Sinne des Wortes. Und immer wieder erinnert: Das hier sind wir. Echt, unperfekt, kreativ.
Ideen, die du auch ausprobieren kannst
Falls du jetzt Lust bekommen hast, hier ein paar Varianten und Ergänzungen, die du leicht anpassen kannst:
- Familien-Comic: Jeder malt einen lustigen Moment als kleine Bildgeschichte.
- Unsere typischen Sätze: Was sagt Papa ständig? („Wo ist mein Ladegerät?“)
- Unsere Bucket List: Was wollen wir gemeinsam noch machen? Träume, Wünsche, Ideen
- Lieblingsorte: Zeichnungen oder Fotos von Orten, die ihr liebt (Spielplatz, Omas Garten, Balkon)
- Mini-Zeitkapsel: Ein kleines Briefchen an euer zukünftiges Ich in 5 Jahren
- Familien-Wappen: Mit Symbolen, die euch beschreiben – von Pizza bis Kaktus
- Wer-bin-ich-Rätsel: Jeder malt sich selbst, aber ohne Namen – wer erkennt wen?
Was wir daraus mitgenommen haben
Zum Schluss haben wir das Poster laminiert – oder sagen wir, notdürftig mit breitem Klebeband geschützt – und im Flur aufgehängt. Es wird oft angeschaut. Von Gästen, aber auch von uns selbst. Und jedes Mal entdeckst du was Neues. Eine kleine Notiz, ein schiefer Aufkleber, ein verstecktes Herz.
Es erinnert uns daran, dass wir ein Team sind. Kein perfektes. Aber ein echtes. Und das ist vielleicht das Wertvollste, was so ein Nachmittag bringen kann. Und wer weiß: Vielleicht gestalten wir jedes Jahr eins. Wie ein wachsendes Tagebuch an der Wand.
Die Idee kam übrigens von meiner Tochter, die meinte: „Wenn wir älter sind, hängen die dann alle in unserem Museum.“ Gut, vielleicht kein Museum – aber der Flur reicht fürs Erste.
Fazit: Bastelzeit mit Wirkung
Wenn du nach einer kreativen Idee suchst, die nicht nur Spaß macht, sondern auch verbindet, dann probier’s mit einem Familienposter. Es braucht kein Talent, keinen großen Aufwand, kein Budget. Nur euch. Und das Gefühl: Wir gehören zusammen – und das darf auch ruhig bunt, wild und unordentlich aussehen.
Vielleicht wird’s schief, vielleicht wird’s laut, vielleicht auch ganz anders als geplant – aber das ist doch genau das, was Familie ausmacht. Und wenn du dann abends auf das Poster schaust, weißt du: Das hier war ein richtig guter Tag.