Elternzeit & BabyzeitPapa & Mama in der ElternzeitUnsere Entscheidung zur gemeinsamen Elternzeit: Warum wir es nicht bereuen

Unsere Entscheidung zur gemeinsamen Elternzeit: Warum wir es nicht bereuen

Ein Satz vorab: Wir würden es sofort wieder tun.

Wir saßen an einem verregneten Sonntagvormittag am Küchentisch, Kaffee in der Hand, Babybauch zwischen uns. Es war einer dieser Gespräche, bei dem man merkt: Jetzt wird’s ernst. Die Frage war simpel, aber groß: „Wollen wir das wirklich beide machen – Elternzeit gemeinsam nehmen?“

Was erst nach Luxus und Träumerei klang, wurde schnell zu einer ganz konkreten Idee. Nicht, weil wir dachten, es wird leicht. Sondern weil wir wussten: Wenn wir diese Anfangszeit wirklich zusammen erleben, dann verändert das nicht nur uns als Eltern – sondern auch unsere Beziehung. Und unsere Sicht aufs Leben. Es war der Moment, in dem wir uns bewusst entschieden haben, nicht nur Mama und Papa zu sein, sondern das Elternsein auch wirklich gemeinsam zu leben.

Elternzeit zu zweit? Klingt romantisch. Ist es manchmal. Aber vor allem ist es eines: mutig.

Als wir beschlossen haben, gemeinsam Elternzeit zu nehmen, haben wir viele skeptische Blicke geerntet. „Das ist doch total unpraktisch!“ oder „Wer zahlt denn dann eure Miete?“ waren nur zwei der Standardsätze. Manche fanden es „mutig“, andere schlicht „unverantwortlich“. Aber wir hatten einen Plan – und das feste Gefühl: Wenn wir es nicht jetzt machen, dann nie.

Wir wussten, dass uns keiner auf diese Reise vorbereitet hatte. Keine Broschüre, kein Blog, kein Podcast kann einem wirklich sagen, wie es ist, 24/7 für ein kleines Wesen verantwortlich zu sein – zu zweit. Aber wir wollten es wagen. Weil wir davon überzeugt waren, dass es uns zusammenschweißen würde.

Warum wir es gemeinsam wollten

Ganz ehrlich? Wir wollten das Ding „Eltern werden“ wirklich gemeinsam angehen. Nicht einer, der arbeitet und abends müde nach Hause kommt, während der andere sich alleine mit Windeln, Stillen, Fläschchen und Wutanfällen (ja, auch Babys haben welche!) rumschlägt. Sondern zusammen. Schulter an Schulter. In guten wie in schlaflosen Zeiten.

Wir wollten diese erste Zeit mit unserem Baby nicht als „Aufteilung von Aufgaben“ sehen, sondern als gemeinsames Abenteuer. Wir wollten beide erleben, wie es ist, ein Baby in den Schlaf zu wiegen, den ersten Zahn zu entdecken, gemeinsam auf dem Boden zu sitzen und das erste Krabbeln zu feiern. Dieses „Wir machen das zusammen“ war für uns der Schlüssel zu einem gleichberechtigten Familienleben.

Und ja, uns war klar: Das bedeutet weniger Geld. Vielleicht ein paar Monate enger schnallen. Keine Fernreise, keine neue Couch, kein dritter Kaffee to go am Tag. Aber was wir dafür gewonnen haben? Unbezahlbar. Wir haben gelernt, mit weniger auszukommen – und dabei mehr zu bekommen: Nähe, Zeit, echte Verbindung.

Unsere Vorbereitung: Mehr als nur ein Elterngeldantrag

Wir haben Monate vor der Geburt angefangen zu planen. Nicht nur die Basics wie „Wer beantragt wann wie viel Elterngeld?“ oder „Wie viel bleibt übrig, wenn beide nur Basis-Elterngeld nehmen?“ Sondern auch Fragen wie:

  • Wie möchten wir die Zeit als Familie gestalten?
  • Was ist uns beiden wichtig?
  • Wo können wir sparen, ohne dass es sich wie Verzicht anfühlt?
  • Was machen wir, wenn uns zu Hause die Decke auf den Kopf fällt?

Wir haben Listen gemacht (natürlich), Budgetpläne erstellt, Haushaltsroutinen diskutiert (Spoiler: Die sind nach Woche drei eh wieder über den Haufen geworfen worden) und ganz viel geredet. Wirklich viel geredet. Über Ängste, Erwartungen, Rollenbilder und über das, was uns als Eltern wichtig ist.

Zusätzlich haben wir uns informiert – bei Beratungsstellen, Freunden, Online-Rechnern und Elternforen. Wir wollten wissen: Was steht uns zu? Wie läuft das mit dem Partnerschaftsbonus? Was müssen wir beachten, damit das alles auch klappt? Vorbereitung war für uns ein kleiner Schutzschirm gegen das Chaos – auch wenn der dann doch öfter weggeflogen ist, als gedacht.

Die ersten Wochen: Von Babyduft, Biorhythmus und Babyblues

Nichts, wirklich nichts, bereitet dich auf die ersten Wochen mit Baby vor. Auch keine noch so perfekte Excel-Tabelle. Und doch: Zu zweit war es irgendwie leichter. Wenn einer um drei Uhr nachts das Baby durchs Wohnzimmer trug, saß der andere meist mit auf der Couch, halb wach, halb schlafend, aber dabei. Dieses Gefühl von „Wir sind ein Team“ war Gold wert.

Und auch wenn wir manchmal kaum noch wussten, welcher Wochentag war – wir waren nicht allein. Das machte den Unterschied. Wir konnten uns abwechseln, einander entlasten, stützen, auffangen. Es war nicht immer harmonisch, aber es war echt. Und inmitten von Milchflecken, Stillhütchen, Pucksack-Anleitungen und Tränen (ja, auch unsere!) entstand etwas, das man wohl als Elternschaft bezeichnen kann.

Ja, es gab auch Streit. Über das falsche Anziehen, über wer mehr Schlaf bekommen hat oder warum die Spülmaschine schon wieder nicht ausgeräumt ist. Aber diese Momente gingen vorbei. Was blieb, war ein ganz neues Level an Partnerschaft. Wir haben gelernt, wie wir streiten, ohne uns zu verlieren. Und wie wir uns versöhnen, ohne Schuldzuweisungen.

Wie wir uns organisiert haben (und wann wir es gelassen haben)

Wir hatten einen Wochenplan. So richtig mit Farben. Wer steht wann auf? Wer kocht? Wer darf mal für zwei Stunden raus, allein? Hat drei Tage gehalten. Dann kam der erste Schub, das Baby hing wie eine Klette an uns, und wir haben gemerkt: Pläne sind gut, Flexibilität ist besser.

Also haben wir umgestellt: Von starrer Planung auf fließenden Alltag. Wir haben begonnen, uns in kleinen Slots abzuwechseln, Kommunikation wurde unser wichtigstes Werkzeug. Wenn jemand dringend frische Luft brauchte, dann war das keine Frage, sondern eine Priorität. Und wenn mal beide durch waren – dann kam Oma, Nachbarin oder Freundin ins Spiel.

Was uns gerettet hat:

  • Kommunikation. Und zwar nicht die „Wie war dein Tag?“-Art, sondern das echte, ehrliche Reden über Bedürfnisse, Grenzen, Gefühle.
  • Humor. Wenn das Baby dich angepinkelt hat und du gerade frische Klamotten anhattest, hilft Lachen mehr als Fluchen.
  • Kleine Auszeiten. Auch wenn es nur der Gang zum Müll war oder eine Dusche mit geschlossener Tür. Manchmal ist fünf Minuten Ruhe alles, was man braucht, um wieder klar zu sehen.

Und dann gab es noch diese kleinen Rituale: Der gemeinsame Kaffee am Morgen (auch wenn er kalt war), das „Wir haben den Tag geschafft!“-Kichern abends im Bett. Sie haben uns durchgetragen.

Elterngeld, Partnerschaftsbonus & Co. – das Finanzding

Natürlich war Geld ein Thema. Wir haben beide Elterngeld bezogen, anfangs Basis-Elterngeld, später mit dem Partnerschaftsbonus aufgestockt. Das war knifflig, aber machbar. Klar, man muss rechnen, planen und sich gut informieren. Aber es geht. Und es lohnt sich.

Wir haben unsere Ausgaben runtergefahren, bewusst konsumiert und uns viele Dinge gebraucht organisiert. Kleidung, Kinderwagen, Spielzeug – vieles bekommt man über Kleinanzeigen oder im Freundeskreis. Wir haben gelernt, dass man nicht alles neu kaufen muss, um liebevolle Eltern zu sein.

Denn: Diese Monate kommen nicht wieder. Der erste Krabbelversuch, das Lachen, das erste Mal „Mama“ oder „Papa“ – das alles gemeinsam zu erleben, ist mehr wert als jeder Gehaltszettel. Und ehrlich: Wenn wir zurückblicken, erinnern wir uns nicht daran, was wir uns in dieser Zeit nicht leisten konnten – sondern daran, wie reich wir an gemeinsamen Momenten waren.

Was wir gelernt haben (und was nicht)

Wir haben gelernt, dass Zeit miteinander nicht automatisch romantisch oder easy ist. Sondern Arbeit. Aber eine, die sich lohnt. Wir haben gelernt, wie unterschiedlich wir manchmal ticken, und wie gut wir uns trotzdem ergänzen. Und wir haben gelernt, dass wir das alles können. Zusammen.

Wir haben gelernt, Geduld zu haben – mit dem Baby, mit dem anderen, mit uns selbst. Dass Schlafmangel fies ist, aber auch vergeht. Und dass man sich auch mit Spuckeflecken auf dem Shirt und Haferflocken in den Haaren noch gegenseitig lieben kann.

Was wir nicht gelernt haben? Wie man Windeln geräuschlos im Dunkeln wechselt. Oder wie man verhindert, dass das Baby IMMER wach wird, wenn man sich endlich leise vom Bett wegrollt. Aber hey, man kann nicht alles haben.

Und wenn wir nochmal entscheiden müssten?

Würden wir es wieder tun? Ja. Zu 100 Prozent. Vielleicht würden wir manches anders planen, entspannter sein, weniger denken, mehr machen. Aber die Entscheidung selbst? Die war goldrichtig.

Wir würden uns wieder gemeinsam in dieses Abenteuer stürzen. Weil wir wissen, dass es uns nicht nur als Eltern, sondern auch als Paar verändert hat – zum Guten. Es war nicht perfekt, aber es war intensiv. Und echt. Und genau das wollten wir.

Was wir anderen mitgeben wollen

Wenn ihr überlegt, gemeinsam Elternzeit zu nehmen: Traut euch. Redet über eure Erwartungen, Ängste, Finanzen, Träume. Plant, aber bleibt offen für das Chaos. Und nehmt Hilfe an, wenn sie euch angeboten wird.

Macht euch frei von dem Gedanken, dass alles immer harmonisch und nach Plan laufen muss. Elternzeit ist kein Instagram-Filter. Sie ist oft laut, chaotisch, anstrengend – aber auch voll von kleinen Wundern. Und gemeinsam erlebt, sind diese Momente doppelt wertvoll.

Denn ja, es ist manchmal hart. Aber es ist auch wunderschön. Und kein Mensch auf der Welt kann euch diese gemeinsame Zeit mit eurem Kind je wiedergeben. Also: Wenn ihr könnt – tut es. Es wird euch prägen, verbinden, verändern. Und genau das ist es wert.

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