Der Moment, in dem man erfährt, dass man schwanger ist, ist riesig. Aber dann kommt sehr schnell die nächste große Frage: Wann sagen wir es wem? Und wie? Heimlich hatte ich mir diesen Moment schon oft ausgemalt. Großes Kino, Freudentränen, Umarmungen, vielleicht sogar ein paar Konfettikanonen. Die Realität? War… sagen wir mal: ganz anders. Echt. Chaotisch. Wunderschön. Und ziemlich emotional.
Die ersten Tage: Unser kleines, großes Geheimnis
Die ersten Tage nach dem positiven Test waren wie ein surrealer Traum. Wir schwebten durch die Wohnung, kicherten bei jeder Gelegenheit und blickten uns ständig verschwörerisch an. Da wuchs ein Mensch in mir – das war so unglaublich, dass wir es selbst kaum fassen konnten.
Wir beschlossen, es erstmal für uns zu behalten. Nur ein paar Tage. So ein kleines Geheimnis nur für uns. Unser Baby – ganz allein unseres. Kein Außen, kein Ratschlag, keine Meinungen. Nur wir. Es war magisch. Und gleichzeitig auch ein bisschen unheimlich.
Nachts lagen wir oft wach, hörten leise Musik und redeten darüber, was sich alles verändern würde. Ich spürte zum ersten Mal, dass da mehr in mir wuchs als nur ein Baby. Es wuchs auch ein neues Kapitel in unserem Leben. Und genau das wollten wir erst einmal nur zu zweit genießen. Doch je größer die Freude wurde, desto schwerer fiel das Schweigen.
Unsere Eltern: Der erste große Schritt
Meine Mutter hatte es geahnt. Natürlich. Mütter haben diesen sechsten Sinn. Als wir sie zum Kaffee eingeladen hatten und ich plötzlich auf Koffein verzichtete, war ihr Blick schon verdächtig. Mein Vater hingegen brauchte etwas länger. Er redete wie immer erstmal über das Wetter und sein Fahrrad.
Dann zogen wir das vorbereitete Geschenk aus der Tasche: ein kleiner Body mit der Aufschrift „Oma & Opa 2025“. Dazu hatten wir noch ein kleines Holzschild gebastelt: „Reserviert für das schönste Enkelkind der Welt.“
Stille.
Dann riss meine Mutter den Body an sich, starrte uns an – und fing hemmungslos an zu weinen. Mein Vater sah zwischen ihr und uns hin und her, dann sagte er trocken: „Also wird das alte Kinderbett doch nochmal gebraucht.“
Wir lachten alle gleichzeitig. Und wir weinten. Ich hatte nicht gedacht, dass mich dieser Moment so überrollen würde. Aber es war, als ob das Baby plötzlich in der ganzen Familie angekommen war. Danach folgte eine Lawine von Fragen, Fotos, Erinnerungen. Und ein Gefühl von Geborgenheit, das wir lange nicht mehr so intensiv gespürt hatten.
Seine Eltern: Über Umwege zum Glück
Die Eltern meines Partners leben etwas weiter weg, also mussten wir kreativ werden. Wir vereinbarten einen Videoanruf unter einem Vorwand: Wir wollten ihnen angeblich „unbedingt ein neues Brettspiel zeigen“.
Was sie dann sahen, war nicht das Spiel, sondern wir – mit einem Ultraschallbild in der Hand. Und einem breiten Grinsen im Gesicht.
Seine Mutter brauchte eine Weile, um es zu erkennen. Dann legte sie die Hand auf den Mund. Sein Vater grinste nur und sagte: „Na endlich.“
Typisch. Aber ihre Freude war ehrlich und groß. Noch während des Gesprächs kündigten sie an, in zwei Wochen zu Besuch zu kommen – „einfach so“. Sie kamen tatsächlich mit einem ganzen Koffer voller selbst gestrickter Babykleidung und einem Fotoalbum mit Bildern meines Partners als Baby.
Dieser Abend war für uns ein Highlight. Denn auch wenn die Entfernung zwischen uns oft groß ist, war die Verbindung in diesem Moment stärker denn je.
Die besten Freunde: Zwischen Drama und Lachanfall
Bei meinen Mädels war klar: Das muss besonders werden. Wir hatten schon so viele Lebensphasen zusammen durchlebt – von Liebeskummer bis Junggesellinnenabschied. Ich wollte ihnen etwas geben, das sie für immer behalten würden.
Also bastelte ich kleine Karten mit dem Text: „Du wirst Tante – auch wenn wir nicht verwandt sind.“ Dazu je ein Mini-Fläschchen Babyshampoo. Alles hübsch verpackt in kleinen Boxen, die wir gemeinsam beim Brunch öffneten.
Beim Mädelsabend überreichte ich die Umschläge. Eine schaute drauf und brüllte direkt los: „WAS?! BIST DU SCHWANGER?!“ Die andere war schon halb am Weinen, die dritte warf sich mir an den Hals. Und dann ging’s los: Fragen, Bauch-Abtasten, künftige Lieblingsfarben diskutieren – alles an einem Abend.
Es war laut. Es war wild. Es war perfekt. Danach standen wir noch ewig in der Küche, tranken alkoholfreie Cocktails (naja, ich) und malten uns aus, wie unser Baby aussehen würde. Es war einer dieser Abende, die man nie vergisst.
Die Schwiegerfreundin mit dem Röntgenblick
Und dann gibt es ja noch diese eine Freundin, die immer alles riecht. Noch bevor wir überhaupt etwas gesagt hatten, musterte sie mich und fragte: „Du trinkst keinen Wein? Du isst keinen Camembert? Bist du…?!“
Ich versuchte noch, auszuweichen. Keine Chance.
Also grinste ich nur und nickte. Und sie schrie so laut, dass der Kellner fast das Tablett fallen ließ. Wir bekamen einen Schnaps aufs Haus – für mich natürlich alkoholfrei.
Zwei Tage später brachte sie mir ein riesiges Paket mit Schwangerschaftstee, zwei Schwangerschaftsbüchern und einem selbst geschriebenen Brief. Darin stand: „Ich weiß nicht, ob du Angst hast – aber ich bin da. Für alles. Immer.“
Ich heulte. Und bewahrte den Brief bis heute in der obersten Schublade meines Nachttischs auf.
Social Media oder nicht?
Die große Frage: Machen wir es öffentlich? Und wenn ja, wie?
Wir haben lange darüber nachgedacht. Am Ende entschieden wir uns für ein Bild von uns beiden, wie wir Babyschuhe in den Händen halten – ganz schlicht, mit dem Text: „2025 wird unser Jahr zu dritt.“
Die Reaktionen waren überwältigend. Nachrichten, Herzchen, GIFs, Sprachnachrichten. Manche hatten es schon geahnt, andere waren vollkommen überrascht. Aber alle freuten sich ehrlich mit uns. Und das tat richtig gut.
Ein Freund schrieb: „Ich habe noch nie jemanden so strahlen sehen wie euch auf diesem Foto.“ Eine entfernte Cousine rief sofort an. Eine alte Freundin, mit der ich seit Jahren keinen Kontakt hatte, schickte eine liebe Nachricht. Es war, als würde unser Baby bereits jetzt Menschen verbinden.
Die Reaktionen, die wir nie vergessen werden
Es gab so viele kleine Momente, die uns bis heute begleiten:
– Mein kleiner Neffe, der erst begeistert war und dann fragte: „Kann ich dem Baby meinen alten Dinosaurier schenken?“ – Die Freundin, die sagte: „Ich wusste es – du hast anders gestrahlt.“ – Mein Opa, der nur murmelte: „Dann will ich aber auch noch dabei sein.“ – Der spontane Sekt-Ausstoß meiner Tante, der über das ganze Wohnzimmer spritzte. – Der leise Händedruck meines Bruders, der einfach nur sagte: „Respekt.“
Diese Worte und Gesten haben sich eingebrannt. Denn plötzlich war unsere Geschichte nicht mehr nur unsere. Sie war Teil eines größeren Ganzen geworden. Ein Netz aus Menschen, die sich freuten, die sich sorgten, die mit uns lachten und Pläne schmiedeten.
Rückblickend betrachtet…
…würde ich nichts anders machen. Ja, es war manchmal chaotisch. Nicht jede Reaktion war ein Insta-Moment. Manche Leute waren sprachlos, andere schrien. Manche wussten nicht, wie sie damit umgehen sollten.
Aber jeder einzelne dieser Momente war echt. Und genau das macht sie so wertvoll.
Denn wenn man ein neues Leben in die Welt bringt, dann beginnt das Abenteuer nicht mit der Geburt. Es beginnt mit dem ersten Lächeln beim Gedanken daran. Mit dem ersten Flüstern von „Wir bekommen ein Baby“. Mit den ersten Umarmungen, die ein bisschen länger dauern. Mit der ersten Frage, die jemand stellt: „Wie geht’s dir – ehrlich?“
All das begann für uns in dem Moment, als wir unser kleines großes Geheimnis teilten. Und das Beste daran? Es hat uns nicht nur näher zu unserer Familie gebracht – sondern auch zu uns selbst.