Es war einer dieser Samstagnachmittage, an denen das Wetter nicht genau wusste, was es will: Sonne, dann Wind, dann ein paar Regentropfen und wieder Sonne. Perfekt also, um mit den Kids etwas im Garten zu werkeln. Wir wollten endlich mal etwas Sinnvolles basteln. Kein Klopapierrollenmonster oder Pappkartonhaus, das zwei Tage später in der Tonne landet. Sondern etwas, das bleibt. Etwas, das draußen stehen darf. Und so kam die Idee: Wir bauen eine Vogeltränke!
Warum eigentlich eine Vogeltränke?
Die Idee kam uns ehrlich gesagt aus einer Mischung aus Langeweile, einem alten Blumentopf-Untersetzer und einer Garten-Doku, die ich beim Einschlafen gesehen hatte. Da hieß es, dass Vögel im Sommer oft Schwierigkeiten haben, Wasser zu finden. Klar, wir trinken unser Wasser einfach aus dem Wasserhahn. Aber für Spatz, Amsel und Co. ist das nicht so einfach. Und was, wenn wir tatsächlich dazu beitragen könnten, dass sich mehr Vögel in unseren Garten verirren? Vielleicht sogar ein Rotkehlchen? Oder gar ein Eichelhäher?
Außerdem war es eine Gelegenheit, unseren Kindern zu zeigen, wie man mit einfachen Mitteln etwas Sinnvolles schafft – etwas, das nicht blinkt oder piept, sondern einfach da ist und einen echten Unterschied macht. Und ja, ganz uneigennützig war der Gedanke an eine frühstücksbegleitende Vogelshow auf der Terrasse auch nicht.
Die Planung (so gut es eben mit Kindern geht)
„Wir brauchen Ton!“ rief mein Sohn euphorisch, als hätte er gerade die große Vision. „Oder Stein. Oder Holz. Oder eine Schale von Oma.“
Letztlich landeten wir bei einer alten Tonschale, die eh schon einen Riss hatte, aber noch stabil genug war. Ein bisschen Mörtelrest vom letzten DIY-Projekt war auch noch da. Und Kieselsteine vom letzten Urlaub an der Ostsee – weil, klar: Dekoration!
Die Planung lief übrigens eher nach dem Motto: Hauptsache, wir fangen an. Denn mit zwei Kindern im Bastelfieber verlierst du nach fünf Minuten eh jegliche Kontrolle über Logistik, Zeitplan und Ordnung. Improvisation ist die halbe Miete – und manchmal auch die ganze.
Unser Werkzeug-Tisch: Chaos mit Charme
Wir holten alles raus, was irgendwie helfen könnte: Pinsel, Spachtel, Mörtel, Schüsseln, eine Wasserflasche, kleine Eimer, ein paar Überreste von Acrylfarben und natürlich unsere berüchtigte „Familien-DIY-Kiste“ – halb Bastelhimmel, halb Müllhalde. Was man nicht alles aufhebt, wenn man Kinder hat!
Zwischendurch landete natürlich auch mal ein Matchbox-Auto im Mörtel oder ein Glitzerstein im Wassereimer. Aber irgendwie gehört genau das dazu. Ohne Chaos kein echtes Familienprojekt.
Schritt 1: Der Platz im Garten
Zuerst mussten wir natürlich klären, wo die Tränke hin soll. Sonne ja, aber bitte nicht den ganzen Tag – sonst wird das Wasser zu einer kleinen Vogel-Sauna. Schatten ja, aber bitte nicht komplett – die Vögel sollen sie ja auch sehen. Nach gefühlten 17 Standortwechseln und einem kurzen Disput mit einem Ameisenhaufen einigten wir uns auf einen Platz unter dem Kirschbaum. Halb Sonne, halb Schatten. Und direkt in Sichtweite unserer Terrasse. Vogel-TV inklusive!
Dort war der Boden halbwegs eben, was wichtig ist, damit die Tränke nicht schief steht und zur Schieflage für jeden Spatz wird. Ein paar Wurzeln mussten wir wegharken, was zu einem Mini-Baggerabenteuer für unseren Kleinsten wurde.
Schritt 2: Die Schale vorbereiten
Die Tonschale hatte ein kleines Loch am Rand. Unser erstes gemeinsames „Reparatur-Experiment“ war also Mörtel-Kneten. Mein Sohn hatte dabei den größeren Spaß als ich. „Papa, das ist wie Matschepampe für Erwachsene!“
Mit etwas Fingerspitzengefühl (und viel Lachen) dichteten wir das Loch ab. Dann ließen wir alles erst mal trocknen – was in Kinderzeit ungefähr 15 Minuten Geduld bedeutet. Also gab’s eine kleine Keks-Pause.
Danach versuchten wir uns an einer Mini-Dichtigkeitsprüfung, indem wir einen halben Becher Wasser einfüllten. Es lief nichts aus – großer Jubel! Die Schale war offiziell „einsatzbereit“.
Schritt 3: Der kreative Part
Jetzt kam Farbe ins Spiel! Die Kinder wollten natürlich, dass die Vögel nicht nur trinken, sondern auch ein bisschen was fürs Auge bekommen. Also bemalten wir die Schale mit wasserfester Acrylfarbe. Bunte Tupfer, ein paar Herzchen, ein krummer Vogel (ich schwöre, er sollte elegant aussehen) und viele, viele Punkte.
Mein Sohn bestand darauf, dass ein „blauer Ring für das Blaukehlchen“ dazugehört. Und meine Tochter wollte unbedingt Glitzer verwenden. Ob das eine gute Idee war, wird sich noch zeigen. Jedenfalls funkelt unsere Tränke jetzt im Sonnenlicht wie ein Einhorn-Accessoire.
Danach durften die Ostsee-Kiesel noch ran. Sie wurden liebevoll in die feuchte Farbe gedrückt – teilweise mit System, teilweise einfach wild. Eben typisch Kinderkunst. Ein Stein hat jetzt ein Smiley-Gesicht, ein anderer wurde in Regenbogenfarben angemalt. Unsere Tränke wurde zum kleinen Kunstwerk.
Schritt 4: Die Standfüße
Damit die Schale nicht einfach flach auf dem Boden steht (weil, das mögen viele Vögel nicht so gern), mussten wir sie erhöhen. Erst dachten wir an ein umgedrehtes Blumentopfgestell, aber dann kam uns der rettende Einfall: Drei gleich große Feldsteine – fast wie ein Mini-Altar für die Piepmatze.
Das Ganze balancierten wir so aus, dass die Schale sicher draufstand. Kein Wackeln, kein Kippeln – wir waren kurz richtig stolz. Zur Sicherheit legten wir ein paar Holzkeile unter die Steine, damit wirklich nichts verrutscht. Das nannte mein Sohn dann „unsere Anti-Kipp-Konstruktion“.
Schritt 5: Wasser marsch!
Der große Moment: Wasser einfüllen. Und dann passierte … nichts. Also, wirklich gar nichts. Kein Vogel weit und breit. Meine Tochter guckte mich an wie beim enttäuschten Adventskalender-Türchen. „Wo bleiben die Vögel?!“
Ich erklärte, dass Vögel halt nicht wie durch Zauberhand auftauchen, nur weil wir ihnen eine Bar gebaut haben. Geduld. Vertrauen. Oder ein paar Sonnenblumenkerne zur Bestechung.
Wir legten ein paar Vogelfutterreste aus, platzierten kleine Stöckchen als Landehilfe und warteten. Einmal versteckten wir uns sogar hinter dem Gartenzaun, um „nicht zu stören“. Spoiler: Es kam trotzdem keiner. Noch nicht.
Erste Bilanz: Schön geworden, aber …
Am nächsten Tag war die Schale immer noch voll – aber diesmal mit einem Blatt, einem halben Ast und der Pfote unserer Nachbarskatze (vermutlich). Kein Vogel. Noch nicht.
Aber wir hatten etwas gebaut. Gemeinsam. Und das Ding stand da. Bunt, schief, aber stolz. Und am dritten Tag kam tatsächlich ein Spatz. Vielleicht auch zwei. Wir waren aus dem Häuschen. Die Kinder sprangen auf und wollten ihm Namen geben.
Seitdem ist sie tatsächlich fast täglich in Benutzung. Mal badet ein Vogel darin, mal trinken zwei Amseln nebeneinander. Und einmal – ungelogen – hat ein Eichhörnchen draus geschlürft.
Was wir gelernt haben (und du vielleicht auch)
- Vögel brauchen Wasser – im Sommer noch mehr als sonst
- Es muss nicht perfekt sein, damit es funktioniert
- Kinder lieben es, wenn ihre Werke „benutzt“ werden
- Selbst kleine Projekte schaffen große Erinnerungen
- Geduld zahlt sich aus (auch wenn’s schwerfällt)
- Und: Gemeinsam gebastelt ist doppelt schön
Und das Beste: Unsere bunte Vogeltränke ist nicht nur fürs Auge ein Highlight geworden, sondern auch für unser Familiengefühl. Wenn wir heute beim Frühstück auf die Terrasse schauen und ein Spatz darin badet, ist das mehr wert als jedes High-End-Bastelset.
Ideen für den nächsten Bauversuch
Nach dem Erfolg (und der großen Freude) planen wir schon die nächste Tränke. Vielleicht mit einem alten Suppenteller? Oder aus Beton gegossen? Oder sogar eine Mini-Tränke für den Balkon?
Vielleicht probieren wir es mal mit einer Hänge-Tränke, die an einem Baumzweig baumelt? Oder mit einer Vogelbar aus Ton und Muscheln? Oder wir laden ein befreundetes Elternpaar ein und machen eine kleine Tränken-Challenge. Wer baut die kreativste? Die stabilste? Die bunteste?
Es gibt tausend Möglichkeiten – und keine davon ist falsch. Hauptsache, du legst los. Mit deinen Kindern. Mit Neugier. Mit schmutzigen Fingern und leuchtenden Augen. Und vielleicht mit einem Keks zur Stärkung zwischendurch.