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Bastelnachmittag im Garten: Naturmaterialien entdecken

Wie wir zwischen Blättern, Tannenzapfen und Matsch unsere Kreativität entfesselt haben – ganz ohne Bastelladen.

Manchmal braucht es keinen Ausflug, keine teuren Bastelsets und keine Pinterest-perfekten Vorlagen, um mit Kindern kreativ zu sein. Manchmal reicht ein Nachmittag im Garten, eine Handvoll gesammelter Blätter – und die Erlaubnis, einfach mal drauflos zu machen. Genau so war’s bei uns, als wir beschlossen haben: Heute wird draußen gebastelt. Und zwar mit dem, was wir direkt vor der Nase haben. Unser „Bastelnachmittag im Garten“ war eine herrlich chaotische, überraschend inspirierende Erfahrung – und definitiv eine, die ich so schnell nicht vergesse.

Der Plan: Kein Plan

Es begann mit einem dieser Nachmittage, an denen die Kinder „etwas machen“ wollten, aber alles, was ich vorschlug, war entweder zu doof, zu langweilig oder „haben wir schon mal gemacht“. Also hab ich, halb im Trotz, halb inspiriert vom Blick in unseren wilden Garten, gesagt: „Dann geht raus und sucht euch was zum Basteln.“

 

Zuerst kam ein empörtes „Hä?“, dann ein skeptisches „Wie jetzt, einfach irgendwas nehmen?“ – und dann waren sie plötzlich verschwunden. Mit kleinen Körbchen, Zipfelmützen auf dem Kopf (fragt nicht) und der Mission, den Garten zu durchforsten. Fünfzehn Minuten später hatten wir einen improvisierten Basteltisch voller Naturmaterialien: Blätter in allen Farben, Eicheln, Stöckchen, ein paar Tannenzapfen, Steine, Moos – und ja, ein zerzaustes Gänseblümchen.

Materialien, die der Garten schenkt

Das Schöne an der Natur ist: Sie gibt dir alles, was du brauchst. Und zwar ohne Kassenbon. Wir haben gesammelt:

  • Blätter in verschiedenen Formen, Größen und Farben
  • Tannenzapfen, die sich überraschend gut bekleben lassen
  • Stöcke, die plötzlich zu Zauberstäben wurden
  • Steine – mal rund, mal herzförmig
  • Rindenstücke, Moos, Grashalme, Blüten

Ein bisschen Bastelkleber, eine alte Schere, ein Pinsel für Leim – mehr brauchten wir nicht. Kein Glitzer, kein Schnickschnack. Nur Hände, Fantasie und ein bisschen Mut zum Unperfekten.

Die Kinder hatten schnell ihre Lieblingsmaterialien. Während meine Tochter sich von jeder bunten Blüte magisch angezogen fühlte und begann, sie vorsichtig zu pressen, suchte mein Sohn gezielt nach „besonders krummen“ Ästen. „Die haben Charakter“, meinte er. Und irgendwie hatte er recht.

Unsere Kunstwerke – oder: Wenn Blätter zu Tieren werden

Mein Sohn entschied sich spontan dafür, aus zwei großen Ahornblättern und ein paar kleinen Steinen ein Tiergesicht zu basteln – „Das ist ein Gartendino“, erklärte er mir stolz. Meine Tochter verwandelte Eicheln und Tannenzapfen in ein kleines Märchendorf, komplett mit Moosgärten und winzigen Wegen aus Kieselsteinen.

Ich selbst? Ich habe einfach ein Mandala gelegt – aus Blättern, Blüten und allem, was unsere gesammelte Schatzkiste so hergab. Es war meditativ. Und irgendwie heilsam. Ich saß da, auf einer alten Decke, die schon bessere Zeiten gesehen hatte, hörte die Kinder kichern und verlor mich in Farben und Formen.

Dann bastelten wir gemeinsam einen „Gartengeist“ – eine Figur aus einem dicken Ast, einem runden Stein als Kopf, Moos als Haare und einem Gesicht aus Blättern. Die Kinder gaben ihm den Namen „Herr Knorz“. Er sitzt jetzt immer noch in der Ecke unseres Gartens und wird jeden Tag gegrüßt.

Und dann kam der Moment, den du als Elternteil liebst: Beide Kinder sahen sich an, und ohne mein Zutun riefen sie gleichzeitig: „Das müssen wir nächste Woche wieder machen!“

Mini-Anekdote: Die Matschkatastrophe

Natürlich wäre das hier kein ehrlicher Familienbericht, wenn alles glatt gelaufen wäre. Irgendwann kam mein Jüngster auf die Idee, „Farben aus der Natur“ herzustellen. Ergebnis: zerquetschte Beeren, Blütenmatsch und eine halbwegs gelbe Paste aus Löwenzahn, mit der er dann stolz ein Steinbild bemalte – und sich selbst. Und den Hund. Ich sag mal so: Es war… intensiv. Aber auch wahnsinnig kreativ.

Der Hund, ein geduldiger Golden Retriever, wurde zur lebenden Leinwand. Mit einem kunstvollen Farbklecks am Ohr und einer leicht gelben Schnauze. Die Kinder lachten Tränen, ich seufzte innerlich – aber als ich dann die drei so strahlend und stolz sah, wusste ich: Genau deshalb machen wir das.

Später haben wir aus der „Löwenzahnpaste“ tatsächlich kleine Sonnen gemalt – auf Papier, auf Steine, auf eine alte Holzplatte. Die Farbe hielt zwar nicht lange, aber das Gefühl, etwas ganz Eigenes geschaffen zu haben, war unbezahlbar.

Warum Basteln mit Naturmaterialien so wertvoll ist

Mal ehrlich: Unsere Kinder leben in einer Welt voller Plastikspielzeug, Bildschirmzeit und vorgefertigter Ideen. Da tut es gut, einfach mal etwas zu gestalten, das direkt aus der Natur kommt. Es geht nicht ums Ergebnis, sondern um den Prozess: das Sammeln, Fühlen, Ordnen, Kleben, Staunen. Naturmaterialien fördern die Sinne, die Konzentration – und vor allem die Fantasie.

Die Kinder lernen nebenbei, achtsam zu sein. Zu beobachten. Zu entdecken. Und vielleicht auch, einen anderen Blick auf ihre Umwelt zu bekommen. Dass eine Rinde nicht nur „ein Stück Baum“ ist, sondern ein Dach für ein Elfenhaus. Dass ein Blatt nicht nur runterfällt, sondern sich mit ein bisschen Leim in ein Kunstwerk verwandelt.

Ganz nebenbei entstehen Gespräche, die im Alltag oft untergehen. Über Farben, Formen, Jahreszeiten. Über Käfer, die aus Versehen mitgebastelt haben. Über Moos, das plötzlich wie ein Teppich wirkt. Basteln mit der Natur ist nicht nur kreativ – es verbindet. Eltern und Kinder. Kinder mit der Umwelt. Und uns alle mit einem langsameren, achtsameren Blick aufs Leben.

Tipps für deinen eigenen Bastelnachmittag im Garten

Wenn du das selbst mal ausprobieren willst – und das solltest du wirklich! – hier ein paar Dinge, die uns geholfen haben:

  • Körbe oder Tüten mitgeben: Zum Sammeln macht’s mehr Spaß, wenn man „wie ein Entdecker“ unterwegs ist.
  • Nicht zu viel eingreifen: Lass die Kinder selbst entscheiden, was sie basteln wollen. Auch wenn’s schräg wird.
  • Alte Decke oder Picknicktisch nutzen: Zum Basteln draußen super praktisch – und wenn’s dreckig wird, egal.
  • Feuchttücher & Ersatzklamotten parat halten: Naturbasteln kann schnell zur Matschparty werden.
  • Fotos machen: Nicht alles hält ewig, aber die Erinnerung daran schon.
  • Einfach draußen lassen: Viele Werke halten sich draußen besser als drinnen – Moos, Rinde & Co. mögen frische Luft.
  • Kleines Gartenatelier einrichten: Ein fester Platz mit Kiste und Schere reicht oft, um spontane Bastelideen schnell umzusetzen.

Fazit: Bastelglück liegt oft direkt vor der Tür

Unser Bastelnachmittag war wild, bunt, matschig – und einer der schönsten Momente unserer Woche. Wir haben gelacht, gesammelt, gebaut, verworfen, neu erfunden. Und dabei nicht nur Kunstwerke geschaffen, sondern auch Erinnerungen.

Vielleicht brauchst du beim nächsten „Mama, mir ist langweilig“ gar nicht lang zu überlegen. Vielleicht reicht der Blick in den Garten. Und ein bisschen Mut, es einfach zu versuchen. Es lohnt sich – versprochen.

 

Und wer weiß: Vielleicht entsteht dabei nicht nur ein Bild, sondern ein Ritual. Ein kleiner, kreativer Anker im Familienalltag. Unser „Bastelfreitag“ jedenfalls hat sich fest in unsere Wochenplanung geschlichen – mit ganz viel Vorfreude auf das nächste Naturabenteuer.

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