Geld & OrganisationElterngeld, Kindergeld & SteuertricksWie wir Elterngeld und Kindergeld optimal kombiniert haben

Wie wir Elterngeld und Kindergeld optimal kombiniert haben

So haben wir das Beste aus zwei Welten rausgeholt – mit Planung, Bauchgefühl und ein paar überraschenden Learnings.

Bevor wir richtig drin waren im Elternsein, mussten wir erstmal durch den Papierkram-Dschungel. Wir dachten: Kind kommt, Geld kommt. Doch die Realität war eher: Kind kommt, Fragen über Fragen kommen. Wann beantragen? Wo beantragen? Was steht uns überhaupt zu? Und: Wie schaffen wir es, das alles irgendwie so zu kombinieren, dass wir nicht am Monatsende mit leerem Portemonnaie dasitzen?

Hinein ins Abenteuer Elternfinanzen

Als unser erstes Kind unterwegs war, dachte ich: „Klar, Elterngeld kriegen wir ja. Und Kindergeld auch.“ Punkt. Ende der finanziellen Planung. Rückblickend musste ich herzlich lachen – und ein bisschen weinen. Denn was da wirklich auf uns zurollte, war eine Mischung aus Paragraphen-Wirrwarr, Fristen-Stress und dieser Dauerfrage im Kopf: „Wie machen das eigentlich andere Familien?“

Tja. Deshalb gibt’s diesen Artikel. Damit Du nicht wie wir planlos durch die ersten Wochen stolperst, sondern direkt einen Überblick bekommst, wie Du Elterngeld und Kindergeld clever kombinieren kannst. Und vor allem: wie Du das so anstellst, dass es zu Eurem Familienmodell passt – egal ob klassisch, patchwork, solo oder alles gleichzeitig.

Elterngeld – unser erstes Learning: Es kommt nicht von allein

Wir hatten ja diese romantische Vorstellung: Kind kommt, Elternzeit beginnt, und dann fließt das Geld ganz automatisch. Spoiler: tut es nicht. Elterngeld muss man beantragen, und zwar ziemlich fix – am besten noch vor der Geburt vorbereiten, damit es direkt losgehen kann.

Bei uns war es so: Ich (Papa) habe zwei Monate Elternzeit genommen, meine Frau zwölf. Klassisches Modell. Aber schon hier ging das Tüfteln los: WANN nehmen wir die zwei Monate? Gleich zu Beginn? Oder später, wenn’s vielleicht mehr bringt?

Wir haben uns nach einigen Rechenbeispielen (und ein paar Kaffee zu viel) dafür entschieden, dass ich meinen Anteil später nehme – im siebten und achten Lebensmonat. Warum?

  • Dann war meine Frau nicht mehr ganz so auf Hilfe angewiesen.
  • Ich konnte in der Zeit mehr vom Baby-Alltag mitkriegen, statt nur die Anfangs-Schlaflosigkeit.
  • Und wir haben damit den Bezugszeitraum des Elterngelds gestreckt, also länger was vom Geld gehabt.

Pro-Tipp aus der Praxis: Nutze die Kombi aus Basiselterngeld und ElterngeldPlus. Wenn Du z. B. planst, in Teilzeit zurückzugehen, kannst Du mit ElterngeldPlus länger unterstützt werden – bei uns war das ein echter Gamechanger.

Kindergeld – das konstante Plus im Alltag

Während das Elterngeld je nach Einkommen schwankt, ist das Kindergeld ein verlässlicher Dauerläufer. Monatlich 250 Euro (Stand 2025) pro Kind – das klingt erstmal nicht nach viel, aber auf ein Jahr gerechnet ist das ein nettes Polster. Und: Es wird nicht auf’s Elterngeld angerechnet, sondern kommt on top.

Wir haben das Kindergeld von Anfang an separat aufs Sparkonto überweisen lassen. So hatten wir ein kleines Extra-Budget für:

  • Windel-Abos (warum ist immer Samstagabend, wenn die Packung leer ist?)
  • Babykurse und Spielgruppen
  • Kleidung in Größen, die es gefühlt nur für drei Wochen braucht

Der Trick war: Wir haben dieses Geld NIE in unseren normalen Haushaltsbudget eingeplant. Es war einfach „das Kinder-Geld“, mit dem wir auch mal spontan was Schönes machen konnten – oder eben den nächsten Schub an Bodys finanzieren.

Die Kombi macht’s: Elterngeld + Kindergeld strategisch gedacht

Jetzt kommt der spannende Teil: Wie holt man aus beiden Töpfen das Beste raus?

Für uns war die zentrale Frage: Wie verteilen wir Einkommen, Elternzeit und Betreuung so, dass wir einerseits das Maximum an finanzieller Unterstützung kriegen – aber auch nicht unser Familienleben opfern?

Unsere Schritte:

  1. Vor der Geburt rechnen & planen Wir haben mit einem Elterngeld-Rechner grob durchgespielt, was möglich ist. Das war wichtig, um zu wissen, ob ElterngeldPlus für uns Sinn macht (ja!) und wie hoch unser monatliches Budget ausfallen wird.
  2. Elternzeit geschickt aufteilen Statt beide gleichzeitig zu Hause zu bleiben, haben wir uns abgewechselt. Das bringt nicht nur mehr Monate mit Elterngeld, sondern auch Zeit mit dem Kind für beide Elternteile.
  3. Kindergeld separat betrachten Wir haben das Kindergeld bewusst nicht als Lückenfüller genutzt, sondern als Extra. Das half uns emotional und praktisch – wir hatten nicht das Gefühl, „immer zu wenig“ zu haben.

Mini-Anekdote: Die Sache mit dem ElterngeldPlus und dem „halben“ Arbeiten

Ich bin in Monat neun und zehn in Teilzeit zurück zur Arbeit – 20 Stunden die Woche. Das war anfangs chaotisch (neues Team, Baby im Kopf), aber das ElterngeldPlus hat es finanziell abgefedert.

Klar, es war weniger als mein Gehalt vorher, aber mit dem Anteil vom ElterngeldPlus und dem weiterlaufenden Kindergeld war’s okay. Und der Bonus: Ich hatte weiterhin Zeit mit unserem Sohn, ohne dass es finanziell krachte.

Die Büro-Skepsis („Wie willst Du das machen mit Baby?!“) war übrigens nach zwei Wochen weg, als sie merkten: Ich bin zwar müde, aber hochmotiviert.

Steuerlicher Blick: Was wir zu spät gecheckt haben (aber Du besser machen kannst)

Eines der Dinge, die wir ehrlich zu spät geschnallt haben, war: Das Elterngeld ist steuerfrei, aber es unterliegt dem Progressionsvorbehalt. Klingt sperrig, bedeutet aber: Es kann sein, dass Du durch das Elterngeld am Ende des Jahres mehr Steuern auf Dein restliches Einkommen zahlen musst.

Bei uns war das ein kleiner Schock beim Steuerbescheid. Kein Weltuntergang, aber doch ein spürbarer Betrag. Deshalb hier unser Tipp:

  • Rechne lieber mit einer Nachzahlung und leg Dir monatlich ein bisschen was zurück.
  • Oder lass Dich einmal steuerlich beraten, bevor’s kracht.

Was uns geholfen hat: Wir haben im zweiten Jahr einen kleinen Haushaltsplan gemacht – mit festen Beträgen für Rücklagen, Alltagskosten, Spaßgeld. War zwar etwas spießig, aber unglaublich entlastend.

Was, wenn nur ein Elternteil Elterngeld bekommt?

Diese Frage kam bei uns im Freundeskreis oft: Was, wenn einer gar nichts beantragt? Antwort: Möglich ist das, aber verschenktes Potenzial. Gerade die zwei Partnermonate sind easy mitzunehmen, auch wenn Du nicht direkt zu Hause bleibst.

Unser Tipp: Auch Papas sollten sich trauen, Elternzeit zu nehmen. Es muss nicht gleich ein halbes Jahr sein – auch ein Monat kann Gold wert sein. Für’s Kind. Für Dich. Für Euch.

Wenn Du selbstständig bist – unsere Learnings aus dem Bekanntenkreis

Wir sind beide angestellt, aber eine Freundin hat’s als Selbstständige durchgezogen – mit viel Papierkram, aber auch Erfolg. Wichtig: Einnahmen gut dokumentieren, Fristen im Blick behalten und ggf. Unterstützung holen.

Sie hat z. B. eine Einnahmen-Überschuss-Rechnung aufgestellt, um ihren Bemessungszeitraum für das Elterngeld transparent zu machen. Hat geklappt – und sie hat ElterngeldPlus gewählt, weil sie so langsam wieder einsteigen konnte.

Fazit: Es ist kein Hexenwerk, aber auch kein Selbstläufer

Elterngeld und Kindergeld optimal zu kombinieren, ist ein bisschen wie Lego bauen. Du hast viele Bausteine, aber das perfekte Modell entsteht erst, wenn Du ausprobierst, tüftelst, nochmal baust – und ab und zu was wieder auseinandernehmen musst.

Für uns hat es sich gelohnt, früh zu planen, realistisch zu bleiben und regelmäßig nachzujustieren. Es war nicht immer einfach – aber es hat funktioniert. Und heute schauen wir zurück und denken: Gut, dass wir das so gemacht haben.

Wenn Du jetzt am Anfang stehst oder mittendrin bist: Nimm Dir Zeit, informier Dich, tausch Dich aus. Und vor allem: Hör auch ein bisschen auf Deinen Bauch. Der weiß manchmal mehr als alle Ratgeber zusammen.

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein

Top Themen

Die neusten Beiträge

Weitere Artikel