Es ist Montag, 7:08 Uhr. Das Frühstück steht halb auf dem Tisch, das Baby weint, der Große findet seine Sporthose nicht und ich? Ich versuche, mit einem Auge auf den Kalender zu schauen und mit dem anderen die Brotdosen zu befüllen. Willkommen in unserem Alltag – zwischen Termindruck, Kita-Zetteln, Arbeitscalls und der Frage: Wer macht heute eigentlich die Wäsche?
Wenn du das kennst, bist du hier goldrichtig. Denn ja – es ist möglich, den Haushalt irgendwie zu organisieren, auch wenn du arbeitest, Kinder hast und dich manchmal einfach nur nach einer Pause sehnst. Dieser Artikel ist kein perfekter Ratgeber. Aber ein ehrlicher Blick darauf, wie wir als berufstätige Familie Struktur ins Chaos gebracht haben – mit ganz konkreten Tipps, Routinen, Umdenk-Momenten und einer Portion Selbstironie.
Realitätscheck: Warum Haushaltsorganisation mit Kindern so knifflig ist
Wer glaubt, man müsse „nur einen guten Plan machen“, hat vermutlich noch nie versucht, zwischen Windelwechsel und Videomeeting die Waschmaschine einzuschalten. Die Herausforderungen sind real:
- Zeit ist knapp: Arbeit, Kinder, Termine – da bleibt kaum Spielraum.
- Ständig neue Baustellen: Kaum ist die Küche sauber, steht das nächste Bastelchaos im Wohnzimmer.
- Schlafmangel: Wer müde ist, räumt nicht mehr motiviert die Spülmaschine aus.
- Unvorhersehbare Zwischenfälle: Fieber am Morgen, Kita geschlossen, Wutanfall beim Zähneputzen…
Dazu kommt der permanente „Mental Load“, der uns Eltern verfolgt: Denken an Geburtstagsgeschenke, an Zahnarzttermine, daran, dass die Turnschuhe zu klein sind. All das frisst Energie, oft ohne dass es jemand sieht.
Und trotzdem: Mit ein paar Tricks, einem klaren Blick auf die eigenen Möglichkeiten und einer flexiblen Struktur geht mehr, als man denkt.
1. Aufgaben sichtbar machen – der Haushalts-Überblick
Bevor wir etwas ändern konnten, mussten wir verstehen, was eigentlich alles zu tun ist. Also haben wir uns hingesetzt (zwischen zwei Meetings) und eine Liste gemacht:
- Wer macht was im Alltag?
- Welche Aufgaben bleiben ständig liegen?
- Wo geraten wir am häufigsten ins Straucheln?
Diese „Inventur“ hat uns geholfen, Prioritäten zu setzen. Denn mal ehrlich: Muss wirklich jedes Mal sofort gesaugt werden? Oder kann man das Bad auch mal einen Tag später putzen, wenn dafür am Abend alle entspannter sind?
Ein visueller Plan hat bei uns Wunder gewirkt: Eine einfache Tafel mit den wichtigsten To-dos – sichtbar für alle. Seitdem ist weniger „Ich dachte, du machst das“ und mehr „Ich sehe, was noch offen ist“.
2. Haushaltsaufgaben aufteilen – fair & flexibel
Früher (also vor den Kindern) haben wir vieles einfach nebenbei erledigt. Heute gibt es klare Absprachen. Bei uns heißt das konkret:
- Einer bringt morgens die Kinder, der andere startet früher in den Job.
- Wäsche wird abends gefaltet – gemeinsam vor der Serie.
- Jeder hat feste Aufgaben: Mein Partner ist z. B. der Wäschechef, ich die Einkaufsplanerin.
Wir haben auch „Rotationsaufgaben“ eingeführt: Bad putzen, Mülleimer leeren, Staubsaugen – wechselt wöchentlich. Das sorgt für mehr Gerechtigkeit und weniger Frust.
Das funktioniert nur, weil wir regelmäßig darüber sprechen. Meist am Sonntagabend: Was steht an? Wer hat wann Termine? Und wo braucht jemand Entlastung?
3. Routinen etablieren – kleine Rituale, große Wirkung
Routine klingt langweilig – ist aber unsere Rettung. Denn je weniger wir im Alltag nachdenken müssen, desto mehr Energie bleibt für die wirklich wichtigen Dinge. Unsere besten Routinen:
- Küchendienst: Jeden Abend 15 Minuten – Küche aufräumen, Spülmaschine an, Oberflächen wischen.
- Wäsche-Mittwoch: Mittwochs wird gewaschen – ob’s passt oder nicht.
- Essensplan Sonntagabend: Spart Zeit, Nerven und Geld.
- Wochenplan am Kühlschrank: Wer ist wann wo? Wer holt ab? Wer kocht?
- Freitag ist Ordnungs-Tag: Jeder räumt sein Zeug auf – Spielzeug, Papierstapel, Jackenchaos.
Diese Rituale geben Halt – gerade an stressigen Tagen. Und: Sie helfen auch den Kindern, sich zu orientieren.
4. Digitale Helfer nutzen – Organisation per App
Wir leben im 21. Jahrhundert – warum nicht Technik nutzen? Unsere Favoriten:
- Google Kalender: Alle Termine in Farbe – Kita, Schule, Job.
- Bring! App: Gemeinsame Einkaufsliste, von beiden Handys aus nutzbar.
- Trello: Für größere Projekte wie Umzug, Urlaubsplanung, Kindergeburtstage.
- Notion: Ideal für Familienroutinen, Checklisten und Essenspläne.
Wichtig: Nicht übertreiben. Es reicht, wenn ein Tool wirklich in den Alltag passt – und nicht noch mehr Aufwand macht. Wer’s lieber analog mag: ein Whiteboard in der Küche funktioniert genauso gut.
5. Kinder einbinden – kleine Aufgaben, großer Effekt
Klar, Kinder machen nicht alles perfekt. Aber sie können (und wollen!) mithelfen. Bei uns klappt z. B.:
- Der Große (8) räumt die Spülmaschine aus.
- Die Kleine (5) sortiert Socken und bringt den Müll raus.
- Beide decken den Tisch und dürfen beim Wochenplan mitreden.
- Und neuerdings: Die Spielzeug-Aufräum-Zeit mit Timer – fünf Minuten Power-Räumen mit Musik.
Das entlastet – und fördert Eigenständigkeit. Und ja, manchmal geht dabei auch ein Glas zu Bruch. Aber hey – wir haben eh zu viele Tassen.
6. Meal Prep & Wochenplan – essen ohne Stress
Das Abendessen war früher unser täglicher Nervenzusammenbruch. Heute planen wir sonntags gemeinsam:
- Was wird gekocht?
- Was brauchen wir noch?
- Wer ist wann zu Hause?
Zwei bis drei Gerichte kochen wir vor (z. B. eine große Gemüsesuppe, Ofengemüse mit Reis, ein Nudelauflauf). Das spart unter der Woche enorm Zeit – und verhindert, dass wir um 18:30 Uhr „Toast mit Ketchup“ essen müssen.
Außerdem haben wir eine Liste mit 15 Standardgerichten, die alle mögen. Daraus wählen wir jede Woche aus – das spart Diskussionen und kreative Energie.
7. Prioritäten setzen – was ist heute wirklich wichtig?
Wir haben gelernt, nicht alles gleichzeitig machen zu wollen. Stattdessen fragen wir uns regelmäßig:
- Was MUSS heute erledigt werden?
- Was kann warten?
- Was stresst uns gerade unnötig?
Manchmal ist es wichtiger, eine Runde Uno zu spielen als das Wohnzimmer zu saugen. Und manchmal ist ein früher Feierabend wertvoller als perfekt gebügelte Hemden.
Ein Mantra, das uns hilft: „Besser fertig als perfekt.“
8. Hilfe annehmen – und nicht alles selbst stemmen wollen
Das war für uns der schwerste Punkt. Aber inzwischen sagen wir öfter mal „Ja“:
- zur Oma, die fragt, ob sie die Kinder nehmen soll
- zur Freundin, die zum Spielplatz mitkommt
- zur Nachbarin, die den Einkauf mitbringt
Wir haben sogar eine kleine „Eltern-Tauschbörse“ mit Freunden: Einmal die Woche nehmen wir deren Kind mit, dafür übernehmen sie bei uns einen Nachmittag. Das entlastet alle – und die Kinder lieben es.
9. Notfallpläne haben – wenn alles zusammenbricht
Trotz aller Pläne gibt’s diese Tage: Kind krank, beide müde, Wäscheberge überall. Dann hilft unser Notfall-Kit:
- Tiefkühlpizza
- Notfallwäschekorb (Socken, Unterhosen, Kita-Shirts)
- Digitale To-do-Liste für die nächsten ruhigen Momente
- Vorbereitete „Notfallspiele“ (UNO, Hörspiele, Knete)
- Und ganz wichtig: Nachsicht mit uns selbst
Denn niemandem hilft es, wenn wir uns selbst Vorwürfe machen. Lieber durchatmen, kurz improvisieren – und morgen weitermachen.
10. Und manchmal einfach: Augen zu und durch
Nicht alles lässt sich planen. Und nicht jeden Tag bringt man Job, Haushalt und Familie unter einen Hut. Das ist okay. Es ist kein Scheitern – es ist Alltag.
Wir erinnern uns dann daran, was zählt: Unsere Kinder. Unsere Gesundheit. Und dass niemand von uns verlangt, perfekt zu sein.
Wir lernen, Pausen ernst zu nehmen. Auch mal zu sagen: „Heute machen wir nichts.“ Auch das ist Organisation – nämlich Selbstfürsorge.
Fazit: Struktur statt Stress – auch wenn’s nicht perfekt läuft
Berufstätig mit Kindern und trotzdem ein funktionierender Haushalt? Klingt wie ein Märchen – ist aber machbar. Nicht immer, nicht komplett – aber mit ein bisschen Struktur, guten Absprachen, gelassenen Erwartungen und einer Portion Humor geht viel mehr, als man denkt.
Wir machen Fehler. Wir vergessen Termine. Wir essen manchmal Toast mit Ketchup. Aber wir machen das Beste draus – jeden Tag ein bisschen besser. Und manchmal, da klappt alles erstaunlich gut. Und dann fühlen wir uns wie Superheld:innen – mit Kind auf dem Arm und einem sauberen Wohnzimmer.