Gesundheit & Mental LoadEntspannungstipps für ElternWarum Entspannung im Elternalltag kein Luxus ist

Warum Entspannung im Elternalltag kein Luxus ist

Elternsein ist ein Vollzeitjob – mit Überstunden, Nachtschichten und null Urlaubstagen. Entspannung klingt da oft wie ein ferner Traum. Aber genau deshalb ist sie so verdammt wichtig.

Bevor wir überhaupt anfangen, über Entspannung zu sprechen, sollten wir uns eines eingestehen: Unser Alltag ist oft alles andere als entspannt. Und genau das ist das Problem. Wir hetzen von A nach B, denken ständig an C und träumen nachts schon von D bis Z. Kein Wunder, dass uns die Puste ausgeht. Deshalb lohnt es sich, genauer hinzuschauen: Wie sieht dieser berühmte Alltag eigentlich aus – und warum tobt er so laut?

Wenn der Alltag tobt und keiner auf die Bremse drückt

Morgens der Sprint zur Kita, danach direkt ins Büro, zwischendurch Mails checken und Brotdosen bestücken, nachmittags Hausaufgabenchaos und abends Zähneputz-Streit. Und irgendwo dazwischen soll noch Beziehung, Haushalt und ein bisschen Ich-Zeit passen? Klingt wie ein Witz – ist aber für viele von uns bitterer Alltag.

Ich erinnere mich noch gut an einen dieser typischen Tage, an dem ich mit Zahnpasta im Haar und Babyspucke auf der Schulter in einem Zoom-Meeting saß und dachte: „Das ist doch nicht normal.“ Und doch war es das. Für uns Eltern ist Stress oft der Grundzustand. Das Problem: Wenn wir dauerhaft im Autopilot laufen, verpassen wir den Moment, in dem wir eigentlich dringend einen Gang runterschalten müssten.

Entspannung – wozu eigentlich?

Lass uns kurz ehrlich sein: Wie oft denkst du dir am Tag „Ich müsste mal durchatmen“ – und machst es dann doch nicht? Weil das Kind schreit, der Chef nervt oder der Wäscheberg größer ist als dein Ruhebedürfnis? Genau hier liegt das Dilemma: Wir halten Entspannung für etwas, das man sich erst „verdienen“ muss – wenn alles andere erledigt ist.

Aber hier kommt die Wahrheit: Entspannung ist kein Bonus. Sie ist die Basis. Ohne sie laufen wir auf dem Zahnfleisch – und irgendwann gar nicht mehr. Unsere mentale Gesundheit, unsere Beziehungen, unser Schlaf, unsere Geduld mit den Kindern: Alles leidet, wenn wir uns selbst hinten anstellen.

Warum der Begriff „Selbstfürsorge“ oft falsch verstanden wird

Selbstfürsorge klingt in vielen Ohren nach teuren Spa-Tagen, fancy Yogakursen oder exotischen Teesorten. Aber echte Selbstfürsorge ist viel bodenständiger – und wichtiger. Sie bedeutet, auf die eigenen Bedürfnisse zu hören, rechtzeitig Stopp zu sagen, Grenzen zu setzen und sich selbst wie einen Menschen zu behandeln. Nicht wie eine Maschine.

Ein Moment auf dem Balkon mit einem heißen Kaffee. Fünf Minuten Atmen im Badezimmer. Eine Playlist im Auto, die dich kurz in eine andere Welt entführt. Das ist Selbstfürsorge. Und sie darf einfach sein. Sie muss nicht perfekt sein. Und schon gar nicht teuer.

Warum gestresste Eltern keine besseren Eltern sind

Es hält sich hartnäckig das Gerücht, man müsse sich als Eltern aufopfern, um „gut“ zu sein. Doch das Gegenteil ist der Fall. Unsere Kinder brauchen keine Superheld*innen mit Dauerlächeln. Sie brauchen echte Menschen, die ihnen vorleben, wie man mit Stress, Erschöpfung und den eigenen Bedürfnissen umgeht.

Ich habe lange geglaubt, ich müsse alles schaffen – immer stark sein, immer funktionieren. Bis ich eines Tages vor meinem Kind zusammenklappte. Nicht dramatisch, aber sichtbar. Ich weinte, weil ich nicht mehr konnte. Und mein Kind? Setzte sich zu mir, nahm meine Hand und sagte: „Mama, du musst dich mal ausruhen.“ Zack, Realitätscheck.

Mini-Auszeiten: Besser als ihr Ruf

Viele von uns denken bei Entspannung an stundenlange Ruhe, absolute Stille, vielleicht ein Wochenende allein im Hotel. Und klar, das wäre schön. Aber im Familienalltag völlig utopisch. Was wir brauchen, sind realistische, alltagstaugliche Mini-Auszeiten.

Hier ein paar Dinge, die mir persönlich geholfen haben – und vielleicht ist ja auch was für dich dabei:

  • Der 5-Minuten-Kaffeeritual-Moment, während die Kids „Bobo Siebenschläfer“ schauen
  • Kurzes Strecken und Atmen nach dem Aufstehen – noch bevor das Chaos beginnt
  • Eine feste Playlist fürs Zähneputzen (ja, wirklich!)
  • Der Klassiker: Türen zu, kurz aufs Klo – und einfach mal sitzenbleiben (du weißt, wovon ich spreche)

Diese kleinen Inseln sind Gold wert. Sie geben dir das Gefühl, kurz wieder du selbst zu sein. Und das ist mehr wert als jede durchgetaktete To-Do-Liste.

Was Entspannung mit Resilienz zu tun hat

Resilienz ist das schicke Wort für seelische Widerstandskraft. Und sie wächst nicht durch Stress – sondern durch Regeneration. Durch Pausen. Durch das Gefühl: Ich darf schwach sein. Ich darf mir Hilfe holen. Ich muss nicht alles allein schaffen.

Wenn wir regelmäßig entspannen – und sei es nur für ein paar Minuten –, dann tanken wir auf. Wir kommen zurück in unsere Mitte. Und genau da entsteht Resilienz: In der bewussten Entscheidung, uns selbst nicht unter die Räder zu werfen.

Eltern dürfen Grenzen haben (und ziehen!)

Einer der größten Stressfaktoren im Alltag ist das ständige Gefühl, es allen recht machen zu müssen. Dem Partner, dem Chef, den Kindern, der Schwiegermutter, der Kita-Leitung. Aber weißt du was? Du darfst Nein sagen. Du darfst nicht erreichbar sein. Du darfst Aufgaben abgeben. Und du darfst auch mal sagen: „Heute geht einfach nichts mehr.“

Grenzen schützen uns. Sie sind keine Schwäche, sondern ein Zeichen von Stärke. Und wenn wir das unseren Kindern beibringen wollen, müssen wir es selbst vorleben.

Entspannung beginnt im Kopf – und mit dem richtigen Mindset

Manchmal sind es gar nicht die äußeren Umstände, die uns stressen – sondern unsere inneren Ansprüche. Dieser kleine fiese Perfektionist im Kopf, der flüstert: „Das geht doch noch besser. Das musst du auch noch schaffen.“

Ich musste erst lernen, diesen inneren Antreiber leiser zu drehen. Nicht jeder Tag muss perfekt sein. Nicht jedes Essen muss bio und ausgewogen sein. Nicht jedes Bastelprojekt muss Pinterest-würdig sein. Wenn der Tag überlebt ist, ist das manchmal schon ein verdammt großer Erfolg.

Warum Partnerschaft und Entspannung zusammenhängen

Stress killt Romantik. Punkt. Wenn zwei Menschen permanent im Überlebensmodus sind, bleibt keine Kraft für Nähe, Zärtlichkeit oder ehrliche Gespräche. Deshalb ist es so wichtig, dass Entspannung auch als Paar möglich wird – nicht nur allein.

Ein Abend ohne Kindersorgen. Ein Spaziergang. Eine Serie im Bett. Oder einfach nur: zehn Minuten zuhören, ohne direkt eine Lösung zu suchen. Das alles kann mehr Nähe schaffen als jeder teure Pärchenurlaub.

Kinder spüren, wie es uns geht – ob wir wollen oder nicht

Unsere Kinder sind feinfühlig. Sie merken, wenn wir überlastet sind – auch wenn wir lächeln und „Alles gut!“ sagen. Und sie übernehmen unsere Anspannung schneller, als uns lieb ist. Wer also denkt, Selbstfürsorge sei egoistisch, irrt. Sie ist das Gegenteil: Ein Geschenk an unsere Kinder.

Ich habe irgendwann angefangen, meinem Kind zu sagen, wenn ich müde bin. Nicht genervt oder vorwurfsvoll, sondern ehrlich. Und siehe da: Es gab weniger Machtkämpfe. Mehr Verständnis. Mehr Nähe. Weil echte Gefühle verbinden – auch, wenn sie anstrengend sind.

Der Mythos von der perfekten Mutter / dem perfekten Vater

Instagram & Co. zeigen uns jeden Tag: perfekte Familien, perfekte Brotdosen, perfekte Morgenroutinen. Aber mal ehrlich – das ist doch Quatsch. Keine Familie ist perfekt. Kein Elternteil hat immer alles im Griff. Und das ist auch gut so.

Je eher wir aufhören, uns an diesen Idealen zu messen, desto freier werden wir. Für unsere eigene Art des Elternseins. Und für echte Entspannung, ohne schlechtes Gewissen.

Tools, die im Alltag wirklich helfen können

Natürlich gibt es auch praktische Helferlein, die das Entspannen leichter machen. Hier ein paar, die ich wirklich gerne nutze:

  • Meditations-Apps mit kurzen Einheiten (7Mind, Headspace, Calm – alle auch mit Elterninhalten)
  • Schlafmusik oder White Noise zum Runterkommen
  • Eine Notfall-Entspannungsbox mit Lieblingsduft, einem Schokoriegel und einem Mini-Massager (ja, sowas hab ich wirklich!)
  • Ein Achtsamkeitskalender – keine To-do-Liste, sondern eine „To-be-Liste“

Wichtig dabei: Es geht nicht darum, alles umzusetzen. Sondern das zu finden, was zu dir passt. Was in deinem Alltag funktioniert. Und was sich gut anfühlt.

Fazit: Du bist wichtig. Nicht irgendwann. Jetzt.

Elternsein ist wundervoll – und wahnsinnig anstrengend. Deshalb ist Entspannung keine Luxusware, sondern ein Überlebensmittel. Und ja, es braucht Mut, sich diesen Raum zu nehmen. Aber er ist notwendig. Für dich. Für deine Kinder. Für euch als Familie.

Also: Atme durch. Nimm dir die kleine Pause. Sei gut zu dir. Denn das ist nicht egoistisch – das ist verdammt stark.

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