Job & FamilieBerufliche Veränderung mit FamilieUnser Mut zur Veränderung: Warum wir alles neu gedacht haben

Unser Mut zur Veränderung: Warum wir alles neu gedacht haben

Ein Satz, der sich leichter schreibt als lebt – und doch war genau das unser Weg zurück zu uns selbst.

Bevor wir überhaupt über Veränderung sprechen konnten, mussten wir uns eingestehen, dass wir irgendwie festhingen. Nicht dramatisch, nicht offensichtlich – aber eben unterschwellig. So ein dumpfes Gefühl, dass irgendwas nicht mehr richtig passt. Und das Gefühl wurde lauter, je länger wir es ignorierten. Es war wie ein kleiner Riss im Alltag, der sich still und heimlich ausbreitete, bis plötzlich nichts mehr richtig saß.

Als Familie feststecken – geht das?

Wenn du dich schon mal gefragt hast, ob es das ist – dieses Leben mit Job, Kita, Einkauf, Abendessen, Wäsche und der halben Folge Peppa Wutz vorm Einschlafen – dann bist du nicht allein. Uns ging’s genauso. Wir hatten alles, was man eben so hat: zwei Jobs, zwei Kinder, zwei Fahrräder, einen kaputten Trockner und eine To-do-Liste, die nie leer wurde. Und trotzdem: Es fühlte sich oft wie eine riesige Sackgasse an.

Nicht weil wir undankbar waren. Sondern weil wir im Hamsterrad gelandet waren, das sich Alltag nennt. Arbeiten, abholen, kochen, schlafen. Repeat. Kein Platz für Träume, keine Luft zum Atmen. Nur funktionieren. Wir lachten irgendwann weniger, waren gereizter, und die Fragen, wie es eigentlich mal weitergehen soll, blieben unbeantwortet. Wir hatten uns selbst irgendwo zwischen Brotdosen und Bettenmachen verloren.

Der Moment, der alles verändert hat

Es war kein dramatischer Knall, eher ein leises Knirschen. Ein Samstagmorgen mit schlechter Laune, weil der Große sein Brot falsch geschnitten bekommen hatte. Ich stand da mit dem Messer in der Hand, total überfordert und irgendwie leer. Mein Partner schaute mich an und sagte: „So geht’s nicht weiter.“

Und weißt du was? Das war der ehrlichste, mutigste Satz seit Langem. Denn er hieß nicht: Lass uns trennen. Er hieß: Lass uns gemeinsam neu denken. Diese Erkenntnis war wie ein Aufatmen – plötzlich war da Raum für alles, was vorher keinen Platz hatte: Zweifel, Träume, Sehnsucht.

Von der Frage: Was wollen wir eigentlich wirklich?

Klingt nach Luxusproblem, oder? Aber mal ehrlich: Wann hast du dich das letzte Mal gefragt, was du willst – nicht als Mama oder Papa, sondern als Mensch? Wir hatten uns diese Frage ewig nicht gestellt. Und als wir es endlich taten, war die Antwort ein großes, ratloses Schweigen.

Also fingen wir an. Mit Zetteln, Stiften, langen Gesprächen bei Kerzenschein (wenn die Kinder mal schliefen) und ehrlichen Fragen:

  • Was gibt uns Energie?
  • Was raubt uns Kraft?
  • Wovon träumen wir insgeheim?

Spoiler: Es kamen keine Jetset-Pläne oder Millionärsträume. Es kamen Dinge wie: mehr Zeit draußen, mehr Raum für Kreativität, weniger Hetze. Und plötzlich waren da Ideen, die wir früher verworfen hätten. Vielleicht mal ein Jahr ins Ausland? Oder ein Schrebergarten? Vielleicht ein anderer Job? Oder ein selbstgebautes Hochbett als Projekt gegen den Alltagsfrust?

Beruflich alles auf den Kopf gestellt

Der große Aha-Moment kam, als wir unsere Jobs unter die Lupe nahmen. Mein Partner, der vorher 60-Stunden-Wochen in einer Agentur gerockt hat, kündigte. Ohne neuen Job. Einfach so. Ich hab erst mal Schnappatmung bekommen. Dann Neid. Dann Respekt. Und irgendwann Mut.

Ich selbst hab reduziert, neu sortiert, Weiterbildung gemacht. Und plötzlich war da diese verrückte Idee: Warum nicht ganz neu anfangen? Mit etwas, das uns entspricht. Etwas mit Sinn. Etwas, das Familie nicht stört, sondern integriert. Ich hab einen Online-Kurs gemacht, nachts am Laptop gesessen, Konzepte gesponnen. Er hat sich selbstständig gemacht, erstmal mit kleinen Aufträgen. Und siehe da: Wir leben noch. Sogar besser.

Neue Wege, neue Ängste – und ganz viel Zusammenhalt

Natürlich war da Angst. Klar. Wie zahlen wir die Miete? Was, wenn es schiefgeht? Aber da war auch dieses Gefühl von Aufbruch. Von „wir gegen den Rest der Welt“. Wir haben gestrichen, verkauft, getauscht, ausprobiert. Wir haben gelernt, mit weniger Geld auszukommen, aber mit mehr Zeit. Und wir haben gelernt, dass Veränderung nicht nur Mut braucht, sondern auch Vertrauen – in sich, in den anderen, in das Leben.

Wir haben viel diskutiert. Über Versicherungen, Steuerklassen, Altersvorsorge. Über Prioritäten und Möglichkeiten. Es war nicht romantisch, aber ehrlich. Und manchmal sind genau diese Gespräche die wertvollsten. Die, in denen man sich nicht mehr versteckt.

Unser neuer Alltag: Anders, aber echt

Heute sieht unser Alltag komplett anders aus. Wir arbeiten beide weniger – er freiberuflich, ich angestellt mit Teilzeit und Herz. Unsere Kinder merken das. Sie spüren, dass wir präsenter sind. Nicht perfekt, aber echt. Wir essen öfter zusammen, machen Pausen, feiern die kleinen Dinge. Es gibt immer noch Chaos, klar. Aber es ist unser Chaos.

Am Wochenende gehen wir oft einfach raus – ohne Plan. Wir bauen Höhlen, backen Brötchen, streiten über Gesellschaftsspiele. Aber wir tun es zusammen. Es geht nicht um den perfekten Ablauf, sondern um Nähe. Und diese Nähe hat sich auch zwischen uns als Paar verändert. Weniger funktionieren, mehr spüren. Und ja, manchmal auch mehr schweigen. Weil auch das dazugehört.

Was wir anderen mitgeben würden?

Veränderung beginnt nicht mit einem Plan. Sie beginnt mit dem Mut, das Unbehagen ernst zu nehmen. Mit dem Willen, sich selbst zuzuhören. Und mit der Bereitschaft, gemeinsam neu zu denken.

Du musst nicht gleich kündigen, alles hinschmeißen oder einen Van kaufen. Vielleicht reicht schon ein Gespräch. Ein Abend, an dem ihr mal nicht über die Einkaufsliste sprecht, sondern über euch. Vielleicht ist der erste Schritt nur ein Spaziergang. Vielleicht auch ein Coaching, ein Buch, ein leerer Kalender-Sonntag.

Trau dich zu fragen: Wofür möchte ich morgens aufstehen? Und wie können wir als Familie ein Leben gestalten, das nicht nur funktioniert, sondern uns auch nährt?

Warum es sich lohnt, das Leben neu zu denken

Weil du nur dieses eine Leben hast. Weil du deinen Kindern nicht nur sagen willst, dass sie mutig sein sollen – sondern es vorleben willst. Weil es keine Garantie für Sicherheit gibt, aber eine für verpasste Chancen, wenn du es nie probierst.

Und ja, es wird holprig. Es wird Diskussionen geben. Es wird Rückschläge geben. Aber es wird auch diese Momente geben, in denen du weißt: Jetzt sind wir genau da, wo wir hingehören. Weil wir es selbst entschieden haben. Weil wir den Mut hatten, hinzuschauen. Und weil wir nicht vergessen haben, dass wir als Eltern nicht nur Eltern sind – sondern auch Menschen mit Sehnsüchten, Ideen und Rechten auf ein Leben, das sich lebendig anfühlt.

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