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Elternzeit nutzen für kleine und große Träume

Zwischen Windeln und Visionen: Wie wir die Elternzeit als Sprungbrett für Herzenswünsche genutzt haben

Wenn man an Elternzeit denkt, kommen einem zuerst Stillkissen, durchwachte Nächte und Babygeschrei in den Sinn. Klar, das gehört auch dazu. Aber was oft untergeht: Elternzeit kann viel mehr sein. Sie ist eine dieser raren Phasen im Leben, in der die Welt mal kurz stillsteht. Und genau diese Stille kann der perfekte Nährboden sein für Ideen, Träume und Herzensprojekte, die sonst im Alltagsrauschen untergehen. Sie ist kein Urlaub – aber vielleicht die ehrlichste Auszeit, die man je bekommt.

So war es bei uns. Zwischen Milchflasche und Mittagsschlaf haben wir angefangen, groß und klein zu träumen. Manchmal mit einem Notizbuch auf dem Sofa, manchmal heimlich unter der Dusche, wenn gerade keiner geweint hat. Und plötzlich war da nicht nur das Baby, das gewachsen ist – sondern auch wir. Nicht in Zentimetern, sondern in Gedanken, Gefühlen und Visionen.

Der Anfang: Träumen dürfen, ohne sofort liefern zu müssen

In den ersten Wochen waren wir komplett im Baby-Modus. Jeder Tag war ein Mix aus Stillen, Wickeln, Fläschchen, Tragen, Schlafen (wenn’s gut lief) und Wieder-von-vorn. An Träume war da kaum zu denken. Aber irgendwann wurde es ruhiger. Der Tag bekam plötzlich ein bisschen Raum. Und dann kam dieser Gedanke: Was, wenn wir diese Zeit nicht nur überstehen, sondern gestalten?

 

Also haben wir angefangen, aufzuschreiben, was wir schon immer mal wollten. Ohne Druck. Ohne Businessplan. Einfach Träume sammeln. Große wie „Ein eigenes Café eröffnen“ oder „Endlich ein Kinderbuch schreiben“. Und kleine wie „Täglich Tagebuch schreiben“ oder „Wieder Gitarre spielen“. Alles durfte sein. Alles war erlaubt.

Es ging nicht darum, sofort umzusetzen. Es ging darum, wieder zu spüren, was uns begeistert. Was da tief drinnen vielleicht schon lange still lag – und jetzt endlich wieder ans Tageslicht durfte.

Kleine Träume mit großer Wirkung

Nicht jeder Traum muss die Welt verändern. Manchmal reicht es schon, sich einen kleinen Wunsch zu erfüllen, der schon ewig auf der inneren Warteliste stand. Bei mir war es das Zeichnen. Ich hatte als Teenager stundenlang gezeichnet – und dann nie wieder. Jetzt lag das Baby oft auf mir und schlief. Und ich saß da. Also holte ich mir ein Skizzenbuch und legte los.

Das war kein Kunstprojekt. Es war Selbstfürsorge. Etwas, das nur mir gehörte. Und es hat so gutgetan. Es war eine Rückverbindung zu mir selbst. Ein kleines Fenster in eine Welt, die außer Baby noch Platz ließ für mein eigenes Ich.

Mein Partner wollte sich handwerklich ausprobieren. Also entstand im Keller eine kleine Werkbank. Erst wurde nur Werkzeug sortiert, dann ein Vogelhaus gebaut. Am Ende saßen wir da, Baby auf dem Schoß, Vogelhaus in der Hand, und dachten: Cool. Haben wir wirklich gemacht. Diese Momente gaben uns ein Gefühl von Kontrolle zurück in einem Alltag, der oft chaotisch und fremdgesteuert wirkt.

Ein anderes Mini-Projekt: Ich habe ein altes Keyboard reaktiviert. Erst nur klimpernd, dann mit YouTube-Tutorials. Am Ende gab es sogar ein „Kling Glöckchen“ zur Weihnachtszeit – fürs Baby, für uns, für den Spaß.

Große Träume langsam wachsen lassen

Wir hatten auch diese „großen Dinger“ im Kopf. Ein Podcast zum Thema Elternsein. Eine eigene kleine Website für nachhaltige Familientipps. Ein Fernstudium im kreativen Schreiben. All das waren Ideen, die uns schon vorher durch den Kopf gingen. Aber nie war Zeit. Nie war Raum. Und ganz ehrlich – auch nie genug Mut.

Und plötzlich war da Elternzeit.

Natürlich haben wir nicht alles sofort umgesetzt. Aber wir haben angefangen. Uns belesen. Erste Skizzen gemacht. Testfolgen aufgenommen, ganz amateurhaft. Domains reserviert. Mit anderen Eltern gequatscht. Und was soll ich sagen? Manches liegt heute noch in der Schublade. Aber anderes lebt. Wächst. Entwickelt sich. Und das nur, weil wir damals den Mut hatten, überhaupt anzufangen.

Große Träume entstehen nicht an einem Wochenende. Aber sie brauchen einen Anfang. Und Elternzeit ist – wenn man es zulässt – eine Einladung genau dazu.

Zeitmanagement mit Baby? Geht – irgendwie

Klar, Elternzeit heißt nicht: Du hast acht Stunden täglich für dich allein. Aber wenn man die Erwartungen runterschraubt, klappt erstaunlich viel. Statt 2 Stunden konzentriertem Arbeiten gab’s 15 Minuten hier, 10 Minuten da. Aber diese Mini-Zeiten summieren sich. Und sie sind oft produktiver, als man denkt.

Wir haben uns bewusst kleine Slots geschaffen. Wenn das Baby schlief. Wenn Oma mal eine Runde spazieren ging. Oder einfach abends, wenn man noch ein paar Minuten halbwach war. Es war nicht perfekt. Aber es war machbar. Und diese Machbarkeit hat Mut gemacht.

Ein Whiteboard an der Wand half uns, Ideen festzuhalten. Eine Notiz-App auf dem Handy sammelte Geistesblitze. Wir haben sogar kleine „Projektabende“ eingeführt – manchmal mit Erfolg, manchmal mit eingeschlafenem Baby auf dem Arm und kaltem Tee. Aber es passierte was. Und das war entscheidend.

Gemeinsam träumen stärkt die Beziehung

Ein besonders schönes Erlebnis war, wie uns das gemeinsame Träumen verbunden hat. Statt nur über Windelmarken oder Breirezepte zu sprechen, ging es plötzlich um Visionen. Um Herzensziele. Um die Frage: Wer wollen wir als Familie eigentlich sein?

Wir saßen oft auf dem Balkon, Babyphone an, Notizbuch auf dem Schoß, und redeten. Manchmal stundenlang. Manchmal nur fünf Minuten. Aber diese Gespräche waren Gold wert. Sie haben uns erinnert: Wir sind nicht nur Eltern. Wir sind auch Menschen mit Träumen.

Und wir haben uns auch gegenseitig überrascht. Ich wusste gar nicht, dass mein Partner schon lange von einer Tiny-House-Auszeit träumt. Er ahnte nicht, dass ich ein Kinderbuch mit unserem Baby als Hauptfigur im Kopf hatte. Plötzlich waren da ganz neue Facetten. Neue Verbindung.

Träume für die Zukunft anstoßen

Nicht alles, was wir begonnen haben, ist heute fertig. Aber vieles hat seinen Platz in unserem Leben gefunden. Die Elternzeit war wie ein Anstoß. Ein leiser, freundlicher Tritt in den Hintern. Und auch jetzt, wo der Alltag wieder lauter ist, sind diese Träume noch da.

Manche sind gewachsen. Manche ruhen. Manche haben sich verändert. Aber sie sind Teil von uns geworden. Und das allein ist schon ein riesiger Gewinn. Unsere Träume haben eine Adresse bekommen. Einen Namen. Ein „Vielleicht irgendwann – aber jetzt wissen wir, wie es gehen könnte“.

Und das gibt Kraft. Gerade dann, wenn die Nächte wieder kürzer, die To-do-Listen wieder länger und die Träume wieder leiser werden.

Unsere Tipps, wenn du in der Elternzeit Träume anpacken willst

  • Mach’s dir leicht: Kleine Schritte zählen. Fang an. Einfach so.
  • Notiere alles: Ideen kommen oft dann, wenn du sie nicht brauchst. Schreib sie auf.
  • Nimm dich ernst: Dein Traum ist wichtig. Auch wenn er klein erscheint.
  • Hol dir Unterstützung: Austausch mit anderen Eltern kann Wunder wirken.
  • Erwarte nicht Perfektion: Chaos ist okay. Unvollendet ist okay. Hauptsache, du beginnst.
  • Feiere jeden Mini-Schritt: Jeder Gedanke, jede Skizze, jeder erste Versuch zählt.
  • Erlaube Pausen: Auch Träume dürfen schlafen. Du kannst sie später wieder aufwecken.

Fazit: Elternzeit ist mehr als nur Babyzeit

Sie ist eine Lebenszeit. Eine Möglichkeit. Ein Geschenk. Und sie kann der Anfang sein von etwas, das lange in dir geschlummert hat. Ob du ein Buch schreibst oder einfach nur deine alte Gitarre entstaubst: Es zählt.

 

Denn Träume brauchen keinen großen Plan. Sie brauchen Raum. Und manchmal reicht da schon ein bisschen Elternzeit. Ein kleines Fenster in ein großes Vielleicht. Und wenn du es öffnest – kommt manchmal mehr Licht rein, als du denkst.

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