Wenn man an Elternzeit denkt, denken viele erst mal an volle Windeleimer, schlaflose Nächte und kalten Kaffee. Und klar, das gehört dazu. Aber was oft vergessen wird: Inmitten dieses kunterbunten Babychaos steckt auch jede Menge Raum für Kreativität, neue Ideen – und Projekte, die das Familienleben bereichern.
Wir haben unsere Elternzeit nicht nur als Pause vom Job erlebt, sondern als Startschuss für viele kleine (und ein paar große) Herzensdinge. Manche davon sind spontan entstanden, andere hatten wir schon lange im Kopf. Eins war immer gleich: Wir haben sie gemeinsam angepackt – und sind als Familie daran gewachsen.
Hier teilen wir unsere liebsten Elternzeit-Projekte mit dir. Vielleicht ist ja auch was dabei, das dich inspiriert, zum Schmunzeln bringt oder dir Mut macht, einfach loszulegen.
Projekt 1: Unser Familienkalender
Klingt langweilig? War’s aber nicht! Nachdem wir beide in der ersten Babyzeit gefühlt jeden Termin vergessen hatten (U-Untersuchung? Hebammenbesuch? Zahnarzt?), haben wir beschlossen: Wir brauchen Struktur.
Also haben wir einen großen Wandkalender gebastelt – mit Farben, Stickern, Bildern. Jeder Termin wurde eingetragen, selbst das wöchentliche Spaghetti-Essen. Und weil das Baby eh meistens mitmachen wollte, wurde daraus eine kleine Bastelstunde mit viel Geklecker, aber auch viel Gelächter.
Fazit: Hat nicht nur geholfen, sondern macht bis heute gute Laune, wenn wir draufgucken. Mittlerweile haben wir daraus sogar eine Art Ritual gemacht – jeden Monat wird neu gestaltet, mit Fotos, Sprüchen und Babykunstwerken.
Projekt 2: Foto-Tagebuch führen
Ja, die Handykamera war im Dauereinsatz. Aber wir wollten mehr: eine Art visuelles Tagebuch, in dem wir jeden Tag einen Moment festhalten. Egal ob witzig, rührend oder total banal. Ein Gähnen, ein winziges Lächeln, die erste Karotte im Gesicht.
Daraus wurde ein Album, das wir heute wie einen Schatz hüten. Und das Tollste: Man kann es auch noch dem Kind später zeigen. „Schau mal, das warst du mit sechs Wochen, als du das erste Mal laut gefurzt hast und wir dachten, es war der Hund.“
Inzwischen ist daraus ein ganzes Regal geworden – Monatsfotos, Fußabdrücke, kleine Notizen auf der Rückseite der Bilder. Es ist unser gelebtes Gedächtnis.
Projekt 3: Die Kuschelecke deluxe
Was macht man mit einem Baby, das am liebsten auf einem drauf liegt und trotzdem Bewegung braucht? Genau: Man baut sich eine Kuscheloase im Wohnzimmer. Mit Matratzen, Decken, Kissen, Lichterkette und Musikbox.
Wir haben dort gelesen, gestillt, geschlafen, gespielt, gestritten und uns wieder vertragen. Die Ecke wurde zu unserem Zentrum. Kein Instagram-Interior-Highlight, aber ein Ort voller Leben. Und Krabbelspuren.
Sie war auch der Ort, an dem die ersten freien Schritte passierten, der erste „Buh!“-Schrei beim Versteckspielen und der Platz, an dem wir gemeinsam geweint haben, als eine Nacht wieder besonders hart war.
Projekt 4: Erste-Hilfe-Kurs für Babys
Nicht ganz so romantisch, aber absolut sinnvoll. Wir hatten immer wieder diese Gedanken: „Was, wenn…?“ Und statt weiter zu googeln und Panik zu schieben, haben wir einen Online-Kurs gemacht.
Ergebnis: Wir fühlen uns sicherer. Wissen jetzt, wie man bei Verschlucken reagiert. Und der Opa macht jetzt auch mit, weil er so beeindruckt war. Wir haben die wichtigsten Handgriffe sogar auf einer Karteikarte auf den Kühlschrank geklebt – für den Fall der Fälle.
Tipp: Lieber gemeinsam lernen – dann bleibt mehr hängen. Und gemeinsam drüber lachen hilft, wenn das Thema sonst zu schwer im Magen liegt.
Projekt 5: Unser „Wir sind Eltern“-Podcast
Okay, das war ein bisschen größenwahnsinnig. Aber wir wollten einfach unsere Gedanken, Anekdoten und Missgeschicke teilen. Nur für uns – oder vielleicht ein paar Freunde. Also haben wir mit dem Handy aufgenommen, wie wir über das erste Lächeln sprechen. Oder über den Moment, als uns das Baby in die Badewanne gekackt hat.
Spoiler: Der Podcast wurde nie veröffentlicht. Aber wir hören ihn heute noch. Und lachen Tränen. Inzwischen überlegen wir sogar, ob wir ihn irgendwann doch veröffentlichen – vielleicht anonym, vielleicht als kleine Serie für frische Eltern.
Projekt 6: Bücher neu entdecken – für uns UND fürs Baby
Wir haben wieder gelesen. Richtig gelesen. Kein Ratgeber, sondern Lieblingsromane, Kindergeschichten und Sachbücher. Einer las, der andere hielt das Baby. Und wenn das Baby mitmachen wollte, wurde daraus eine Lesestunde zu dritt.
Außerdem haben wir angefangen, eine kleine Familienbibliothek aufzubauen. Mit Büchern, die uns als Kind geprägt haben. Und mit Titeln, die wir mit unserem Kind gemeinsam entdecken wollen. Die Auswahl wächst mit: Erst Bilderbücher, dann Fühlbücher, bald erste Geschichten.
Und wir lesen sie alle. Immer wieder. Auch um drei Uhr nachts. Mit müden Augen, aber voller Herz.
Projekt 7: Der Balkon wird zum Babyparadies
Unser Balkon war vorher ein Wüstenszenario aus vertrockneten Pflanzen und einem wackligen Stuhl. In der Elternzeit wurde daraus eine grüne Ruheoase mit Krabbelmatte, Lichterkette und Minigarten. Tomaten, Erdbeeren, Lavendel.
Das Baby liebte die Blätter, den Wind, das Vogelgezwitscher. Und wir hatten das Gefühl: Wir schaffen gemeinsam einen Ort, an dem man atmen kann.
Dazu kam ein kleines Planschbecken, ein Windspiel und ein Vogelhäuschen. Und plötzlich war der Balkon nicht nur Rückzugsort – sondern auch Entdeckungsreise.
Projekt 8: Reste retten statt wegwerfen
Klingt nicht spektakulär, war aber total befriedigend. Wir haben angefangen, Essensreste neu zu verwerten, statt sie zu entsorgen. Aus Brotresten wurden Croutons, aus Gemüseresten Suppe, aus altem Obst Kompott.
Das Beste daran? Wir hatten das Gefühl, etwas Sinnvolles zu tun. Und das Baby hat begeistert mitgegessen – zumindest das, was nicht auf dem Boden landete.
Daraus entstand sogar eine kleine Rezeptesammlung: „Resteküche für schlaflose Nächte“. Mit Zutaten, die man fast immer im Haus hat – und Rezepten, die sogar mit Baby auf dem Arm klappen.
Projekt 9: Briefe an unser Kind
Wir haben angefangen, unserem Baby Briefe zu schreiben. Mal albern, mal tiefgründig. Über unsere Ängste, Hoffnungen, schlaflosen Nächte und Lieblingslieder. Einmal im Monat.
Diese Briefe liegen jetzt in einer Box. Und irgendwann, vielleicht zum 18. Geburtstag, bekommt unser Kind sie. Vielleicht liest es sie nie. Vielleicht wird es lachen. Aber wir wissen: Da steckt so viel von uns drin.
Und manchmal schreiben wir auch nur drei Sätze. „Heute hast du mich zum ersten Mal angelächelt, obwohl ich nach drei Stunden Schlaf aussah wie ein Zombie. Du bist mein Licht.“ So einfach. So viel.
Projekt 10: Familienlieder selber schreiben
Musikalisch sind wir nicht. Aber reimen können wir. Und so entstand das „Windellied“, das „Einschlaf-Blues“ und das epische „Wir-sind-zu-müde-fürs-Zähneputzen“-Medley.
Gesungen wird auf Zuruf, im Halbschlaf, mit Gitarre oder Kochlöffel. Und das Baby? Lacht. Immer.
Mittlerweile gibt es sogar ein Album – handgeschrieben, mit Notizen wie „Achtung, Textzeile macht Baby kichern“. Musik verbindet. Und manchmal ist ein schräger Reim genau das, was ein müder Tag braucht.