Job & FamilieErfolgsgeschichten: Familie und KarriereKarriere mit Kind: Unser Balanceakt, der sich gelohnt hat

Karriere mit Kind: Unser Balanceakt, der sich gelohnt hat

Zwischen Spielplatz und Strategie-Meeting – wie wir unser Gleichgewicht fanden, ohne dabei umzufallen.

Es gibt Tage, da fühlt sich das Leben wie ein Jonglier-Act mit brennenden Keulen an. Nur dass du dabei nicht auf einer Zirkusbühne stehst, sondern in der Küche, mit einem halbvollen Kaffee in der einen und dem Kita-Gedächtniszettel in der anderen Hand, während dein Chef schon ins Meeting einlädt. Karriere mit Kind? Ein Balanceakt, klar. Aber einer, der sich für uns mehr als gelohnt hat.

Hier kommt unsere Geschichte – ehrlich, manchmal chaotisch, aber am Ende genau das: ein Weg, der trägt. Nicht perfekt. Aber mit Herz, Schweiß und einer ordentlichen Portion Selbstironie.

Die Entscheidung: Job, Kind – oder beides?

Als ich schwanger wurde, war meine Karriere gerade im Höhenflug. Frisch befördert, voller Ideen, anerkannt im Team – und gleichzeitig unsicher, wie das wohl weitergehen würde mit Baby. Mein Partner war ebenfalls beruflich stark eingebunden – oft unterwegs, viel Verantwortung. Und plötzlich standen wir vor der großen Frage: Wie soll das gehen mit einem Kind?

Die Vorstellung war da: geteilte Elternzeit, flexible Arbeitsmodelle, gegenseitige Unterstützung. Doch zwischen Vorstellung und Realität liegt bekanntlich ein Haufen ungewaschener Wäsche.

 

Und nicht zu vergessen: Erwartungen. Die von außen („Willst du nicht lieber ein Jahr komplett zu Hause bleiben?“), aber auch die von innen. Ich wollte weder meine Karriere auf Eis legen noch mich als Rabenmutter fühlen. Mein Partner hatte ähnliche Gedanken – und so entschieden wir: Wir probieren’s. Gemeinsam. Auch wenn wir keine Ahnung hatten, wie das gehen soll.

Erste Schritte ins Ungewisse

Die ersten Monate mit Baby waren alles – nur nicht planbar. Schlafmangel, Stillprobleme, Babyblähungen. Pläne? Wurden vom Alltag zerknüllt. Und trotzdem: Ich konnte es nicht lassen, meine beruflichen Projekte weiterzudenken. Während der Kleine schlief (wenn er denn schlief), skizzierte ich Konzepte, las Branchennews, hielt Kontakt zu Kollegen.

Mein Partner sprang ein, wo er konnte. Er übernahm mehr zu Hause, während ich mich langsam wieder an den Job herantastete. Keine großen Sprünge, aber kleine Schritte – einer nach dem anderen. Es war nicht immer gleichmäßig. Manchmal lag mehr auf seinen Schultern, manchmal auf meinen. Aber immer im Austausch.

Was uns in dieser Phase besonders geholfen hat? Reden. Auch wenn’s nachts um halb drei war. Auch wenn man sich nur noch müde anschaut. Wir haben gelernt, im Chaos kleine Inseln der Klarheit zu schaffen – durch ehrliche Gespräche, viel Kaffee und noch mehr Geduld.

Flexibilität – unser stärkstes Werkzeug

Ohne Flexibilität hätten wir aufgegeben. Ganz ehrlich. Es gab keine starren Arbeitszeiten mehr, keine klaren Zuständigkeiten. Alles war Verhandlungssache – und abhängig von Windelvorrat, Babylaune und spontanen Infekten.

Mein Arbeitgeber ermöglichte mir den Wiedereinstieg über Teilzeit im Homeoffice. Mein Partner organisierte seine Projektarbeit um. Wir nutzten Tools, erstellten Wochenpläne, schrieben To-do-Listen auf die Rückseite von Kinderzeichnungen. Struktur und Spontanität mussten sich nicht ausschließen – sie mussten koexistieren.

Einmal habe ich ein Online-Meeting gehalten, während unser Sohn auf meinem Schoß „Auto! Auto!“ brüllte. Peinlich? Vielleicht. Aber auch menschlich. Die Kollegin am anderen Ende der Leitung grinste nur und sagte: „Kenn ich.“

Und so ging es weiter: Mit der Trage vor dem Laptop. Mit Sprachnachrichten statt langen Mails. Mit Teamcalls vom Spielplatz. Nicht ideal, aber funktionierend.

Wenn beide wollen – aber nur einer kann

Trotz aller Bemühungen gab es Phasen, in denen einer von uns beruflich zurückstecken musste. Bei mir war es, als unser Sohn mit zwei Jahren eine besonders anhängliche Phase hatte. Ich reduzierte meine Stunden erneut, schob Projekte, sagte Aufträge ab. Es tat weh – weil ich mich gern verwirklichte. Aber es war richtig.

Dafür bekam mein Partner später die Chance, ein wichtiges Projekt zu übernehmen. Ich hielt ihm den Rücken frei. Nicht, weil es sein Job war – sondern unser gemeinsamer Plan. Mal der eine, mal die andere – das war unser Prinzip.

Diese Rollenwechsel waren nicht immer einfach. Es gab Neid, Frust, Erschöpfung. Aber auch Anerkennung. Und das Gefühl: Wir sind ein Team. Kein perfektes. Aber ein echtes.

Was uns getragen hat – jenseits von Terminkalendern

1. Vertrauen in uns selbst: Wir haben aufgehört, uns mit anderen zu vergleichen. Was für andere funktionierte, passte nicht immer zu uns. Und das war okay.

2. Kommunikation ohne Filter: Auch wenn’s unangenehm war. Wir sprachen aus, was uns belastete. Das schützte uns vor Frust – meistens jedenfalls.

3. Humor als Rettungsanker: Wenn das Kind um drei Uhr morgens das Laptop-Kabel aus der Steckdose zieht – lachen oder weinen? Wir haben meistens gelacht. Oder beides.

4. Kleine Rituale: Einmal pro Woche ein Abendessen ohne Kind (manchmal nur mit Pizza auf dem Sofa). Eine gemeinsame Tasse Kaffee am Morgen. Diese Rituale gaben uns Halt – und erinnerten uns daran, warum wir das alles machen.

5. Unterstützung von außen: Freunde, Großeltern, Kolleginnen – sie alle spielten ihre Rolle. Man muss nicht alles alleine schaffen. Und wir mussten lernen, das auch zuzulassen.

Kleine Siege feiern – große Ziele im Blick behalten

Unser Balanceakt hat uns gelehrt, dass Erfolg viele Gesichter hat. Manchmal ist es die geglückte Präsentation. Manchmal das Einschlafkuscheln ohne Drama. Und manchmal der Moment, in dem wir abends völlig fertig, aber irgendwie glücklich nebeneinander auf dem Sofa sitzen – ohne Worte, aber mit dem Gefühl: Heute haben wir es gut gemacht.

Langfristig hat sich unsere Strategie ausgezahlt. Ich konnte nach drei Jahren wieder in Vollzeit einsteigen – mit mehr Verantwortung als je zuvor. Mein Partner hat sich als Freelancer etabliert und arbeitet heute selbstbestimmt und zufrieden. Und unser Kind? Wächst mit Eltern auf, die zwar oft müde, aber auch sehr erfüllt sind.

Dazu kommt: Wir haben uns weiterentwickelt. Beruflich, aber auch persönlich. Wir sind geduldiger, strukturierter – und gleichzeitig spontaner geworden. Wir wissen heute besser, was zählt. Und was nicht.

Fazit: Der Balanceakt lohnt sich – wenn man ihn gemeinsam geht

Karriere mit Kind ist kein Spaziergang. Aber es ist auch kein unlösbares Rätsel. Es ist ein Weg, der Mut, Geduld und eine große Portion Teamgeist braucht. Und wenn du bereit bist, diesen Weg gemeinsam zu gehen – mit deinem Partner, mit deinem Kind, mit dir selbst – dann wirst du mehr finden als Erfolg. Du wirst Verbindung finden. Zu deiner Familie. Und zu dir.

 

Wir haben oft gezweifelt, gehadert, uns gestritten. Aber wir haben nie aufgehört, uns gegenseitig daran zu erinnern: Es geht nicht darum, alles perfekt zu machen. Es geht darum, es echt zu machen. Und das war – und ist – unser größter Erfolg.

Und wenn du gerade selbst am Wackeln bist, dann lass dir sagen: Du bist nicht allein. Dieser Balanceakt ist schwer. Aber er ist machbar. Und manchmal – ja, manchmal – macht er sogar richtig Spaß.

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