Job & FamilieErfolgsgeschichten: Familie und KarriereUnser Weg zum Traumjob – mit Baby an der Hand

Unser Weg zum Traumjob – mit Baby an der Hand

Zwischen Windeln und Vorstellungsgesprächen haben wir gelernt, dass Träume manchmal schlaflos beginnen.

Es gibt diesen einen Moment, den werde ich nie vergessen: Ich saß in einer Bewerbungssituation, Blazer, Zettel, vorbereitete Antworten im Kopf – und mein Baby in der Trage. Es schlief seelenruhig, während ich versuchte, souverän zu erklären, warum ich trotz Elternzeit die perfekte Kandidatin für den Job sei. Ein bisschen schweißnass, ein bisschen übermüdet, aber auch: verdammt entschlossen.

Denn eins war uns beiden – meinem Partner und mir – klar: Elternschaft bedeutet nicht Stillstand. Im Gegenteil. Unsere beruflichen Träume durften weiterleben. Sie mussten es sogar. Nicht nur für uns, sondern auch für das kleine Wesen, das uns ab sofort auf unserem Weg begleitete.

Als der Traumjob noch ganz weit weg schien

Rückblickend fühlt es sich fast absurd an, wie wir damals versuchten, gleichzeitig Windelwechseln und Lebenslauf-Optimierung unter einen Hut zu bekommen. Mein Partner war gerade in einem Job, der ihn nicht erfüllte – gute Bezahlung, aber null Herzblut. Ich hatte meinen befristeten Vertrag kurz vor der Geburt nicht verlängert bekommen. Also standen wir plötzlich da: ein Baby im Arm, zwei große Fragezeichen im Kopf und eine Menge Unsicherheit im Bauch.

Klar, wir hätten auch sagen können: Wir warten. Wir machen erst mal Elternzeit, chillen ein bisschen, schauen dann mal weiter. Aber so ticken wir nicht. Wir sind beides Macher. Träumer, ja – aber mit Bodenhaftung. Und irgendwie hat uns dieses „Jetzt erst recht!“-Gefühl beflügelt.

Schritt eins: Wer wollen wir eigentlich sein?

Mitten im Babykosmos – zwischen Milchstau und Bauchweh – haben wir angefangen, zu überlegen: Was wollen wir wirklich? Was sind unsere beruflichen Träume, und wie lassen sie sich mit unserem neuen Alltag vereinen?

Ich wollte raus aus dem Projektmanagement und rein in etwas Kreativeres. Etwas, das sich nicht wie Excel, sondern wie Herz anfühlt. Mein Partner träumte schon lange davon, als Quereinsteiger in die IT zu wechseln. Wir wussten: Das wird kein Spaziergang. Aber wenn nicht jetzt, wann dann?

Wir haben Listen gemacht (ja, mit Baby auf dem Arm!), uns gegenseitig interviewt, Jobprofile durchforstet, Onlinekurse angeschaut. Es war wie ein berufliches Frühjahrsputz-Makeover – bloß eben zwischen Stillkissen und Spucktuch.

Flexibilität ist keine Floskel – sie ist Überlebensstrategie

Einer der wichtigsten Faktoren auf unserem Weg war: flexibel sein. Und zwar so richtig. Nicht nur „Ich arbeite gern mal im Homeoffice“-flexibel, sondern „Ich lerne nachts um zwei, weil das Baby jetzt schläft“-flexibel. Es war hart. Aber es ging.

Mein Partner hat einen Teilzeitkurs in Webentwicklung gestartet. Drei Abende pro Woche, plus Wochenendprojekte. Ich habe mich als Texterin nebenbei selbstständig gemacht. Erst kleine Aufträge über Plattformen, dann eigene Kunden. Alles während der Kleine Mittagsschlaf hielt – oder auf meinem Schoß saß und meine Tastatur liebkoste.

Wir haben uns gegenseitig Freiräume geschaffen. „Du hast heute deinen Onlinekurs – ich geh mit dem Baby raus.“ Und umgekehrt. Wir haben aufgehört, uns für Pausen zu entschuldigen. Denn: Pause war oft einfach nur Stillzeit.

Rückschläge? Klar. Aber auch Lernerfolge.

Natürlich lief nicht alles rund. Ich hatte eine Kundin, die sich nie meldete – und mich Wochen später aus dem Projekt warf, weil ich „nicht schnell genug“ geantwortet hatte. Dass ich da gerade ein schreiendes Baby durch die Wohnung trug? War ihr egal.

Mein Partner hat zwei Bewerbungsgespräche versemmelt, weil er so nervös war, dass er seinen eigenen Lebenslauf durcheinanderbrachte. Und dann war da noch das große Ding mit der Kinderbetreuung. Denn Überraschung: Kita-Plätze wachsen nicht auf Bäumen. Und Oma/Opa waren zwar da, aber auch nicht täglich verfügbar.

Trotzdem: Wir sind drangeblieben. Haben nachgesteuert. Haben gelernt, dass nicht jeder Misserfolg ein Zeichen zum Aufgeben ist. Manchmal ist es nur der Hinweis: Noch nicht. Oder: Nicht so. Aber weitergehen lohnt sich.

Der erste Erfolgsmoment: Gänsehaut und Gekrümel

Der Moment, in dem ich meinen ersten festen Kunden gewann, war gleichzeitig absolut banal und unfassbar besonders. Ich saß mit dem Laptop auf dem Boden, das Baby neben mir mit Reiswaffeln beschäftigt. Die E-Mail ploppte auf: „Wir wollen Sie fix buchen.“ Ich hab geheult. Vor Erleichterung, Stolz, Müdigkeit – alles auf einmal.

Mein Partner bekam ein halbes Jahr später ein Praktikum in einem Start-up. Bezahlt war’s kaum, aber das Feedback war toll. Endlich hatte er das Gefühl, gesehen zu werden. Endlich machte er etwas, was ihn interessierte. Ich habe selten so ein breites Grinsen bei ihm gesehen wie an dem Tag, als er mir sagte: „Ich hab den Job.“

Unterstützung? Gold wert.

Wir wären nicht da, wo wir heute sind, ohne andere. Ohne Freunde, die unsere Bewerbungsunterlagen gegengelesen haben. Ohne die Hebamme, die uns Mut gemacht hat, an uns zu glauben. Ohne unsere Nachbarn, die mal spontan eine Stunde das Baby übernahmen, damit ich pünktlich zum Call war.

Und ja – auch ohne staatliche Unterstützung wäre es nicht gegangen. Elterngeld, Mini-Gründungszuschüsse, Förderprogramme für berufliche Weiterbildungen. Wir haben gegoogelt wie Weltmeister und uns durch Anträge gekämpft wie durch eine neue Staffel „Elternzeit – der Behördenmarathon“.

Was sich heute verändert hat – und was geblieben ist

Heute arbeiten wir beide in unseren Wunschjobs. Ich als freie Texterin mit Stammkunden, mein Partner festangestellt im IT-Bereich – mit Perspektive auf mehr. Und ja: Wir sind angekommen. Nicht perfekt, aber echt.

Der Alltag bleibt chaotisch. Zwischen Elternabenden, Projekt-Deadlines und Bauchschmerzen nachts um drei ist wenig Platz für Netflix und Co. Aber es fühlt sich gut an. Es fühlt sich an wie unser Weg. Nicht wie „das muss man halt so machen“, sondern wie „wir haben das so entschieden“.

Und unser Kind? Das wächst mit zwei Eltern auf, die oft müde, manchmal überfordert – aber vor allem eins sind: zufrieden. Und ich glaube, das merkt man.

Was wir dir mitgeben würden

Wenn du gerade selbst überlegst, ob du dich beruflich neu orientieren sollst – und ein Baby oder Kleinkind an deiner Seite hast – dann sag ich dir: Ja, das geht. Aber nicht nebenbei. Sondern mittendrin. Du brauchst einen langen Atem. Einen Partner, der mitzieht. Oder ein Netzwerk, das dich stützt. Und vor allem: Vertrauen in dich.

Unsere Tipps, ganz pragmatisch:

  • Mach dir klar, was du wirklich willst – und was du brauchst, um dort hinzukommen.
  • Plane flexibel, aber realistisch. Babys halten sich nicht an Zeitpläne.
  • Hol dir Hilfe. Emotional, organisatorisch, praktisch. Niemand schafft das allein.
  • Feier kleine Erfolge. Dein Kind hat Mittagsschlaf gemacht UND du hast eine Bewerbung abgeschickt? Heldentat!

Und vor allem: Vergleich dich nicht. Jeder hat andere Ressourcen, andere Startbedingungen. Du gehst deinen Weg.

Fazit: Der Weg zum Traumjob führt manchmal durchs Kinderzimmer

Wir dachten früher, man müsse nur „den richtigen Zeitpunkt“ finden. Heute wissen wir: Den gibt’s nicht. Es gibt nur den Moment, in dem du losgehst – mit allem, was dazugehört.

Unser Baby war dabei kein Hindernis. Es war unser Motor. Es hat uns gezeigt, was wirklich wichtig ist. Und dass man Träume nicht auf Eis legen muss, nur weil gerade einer einen Schnuller braucht.

Also ja: Wir haben’s gewagt. Mit Baby an der Hand. Und einem Ziel vor Augen. Und du kannst das auch.

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