Ich erinnere mich noch genau: Der Laptop war geladen, die To-do-Liste farblich sortiert und der Kaffee stand dampfend bereit. Mein Partner und ich hatten uns hochmotiviert angeschaut und genickt – das würde unser produktiver Neustart im Homeoffice werden. Wir hatten uns aufgeteilt, wer wann arbeitet, wer wann das Baby übernimmt, und was wir in den jeweiligen Zeitfenstern alles erledigen wollten. Kurz gesagt: Wir waren bereit. Bereit für Effizienz, Struktur und Teamwork.
Was wir nicht wussten: Unser Baby hatte seine ganz eigenen Pläne. Und die hatten so gar nichts mit unseren Excel-Tabellen und Outlook-Kalendern zu tun. Was folgte, war ein bunter Mix aus Windeln, Videocalls und völlig neuen Definitionen von „Multitasking“. Ein Tag, den wir sicher nie vergessen werden.
Homeoffice-Start mit Baby: Wie der Tag begann – und endete
Der Plan war eigentlich einfach. Ich sollte den Vormittag arbeiten, mein Partner am Nachmittag. Das Baby würde währenddessen friedlich schlafen oder fröhlich auf der Krabbeldecke spielen. Die Realität? Ich schaffte es kaum, meine erste E-Mail zu schreiben, da hörte ich schon das unüberhörbare „Uähhh!“ aus dem Kinderzimmer.
Windel voll. Kind wach. Kaffee kalt.
Das war der Moment, in dem ich lernte: Pläne sind gut. Aber Babys sind besser im Improvisieren. Kaum hatte ich das Baby beruhigt und wieder hingelegt, klingelte mein Telefon. Während ich versuchte, seriös zu klingen, spuckte mein Kind liebevoll auf meinen Ärmel und grinste mich dabei an, als wüsste es genau, was es tut.
Multitasking extrem: Laptop auf dem Schoß, Kind auf dem Arm
Ich dachte, ich könnte vielleicht ein bisschen arbeiten, während das Baby auf meinem Schoß döst. Falsch gedacht. Stattdessen entwickelte mein Kind eine brennende Leidenschaft für die Tastatur. Insbesondere die „Löschen“-Taste. Drei Sätze geschrieben, fünf gelöscht.
Als ich versuchte, eine Präsentation zu beenden, hielt ich mit einer Hand die Milchflasche und mit der anderen die Maus. Zwischendurch sprang ich auf, weil das Baby sich – wie zur Demonstration seiner Überlegenheit – quer über meine Notizen legte und vor Vergnügen gluckste. Und so wurde aus „PowerPoint“ eher „PowerPanik“.
Später am Tag rief meine Chefin an, und natürlich war das Baby gerade im „Ich mach Geräusche, die Flugzeuge vertreiben könnten“-Modus. Ich versuchte, während des Gesprächs beruhigend zu singen, gleichzeitig ein Dokument zu öffnen und nebenbei den Keks aus dem Haar meines Kindes zu entfernen. Willkommen im Homeoffice Deluxe.
Baby übernimmt das Kommando: Kleine Hände, große Wirkung
Es ist erstaunlich, wie effektiv ein Baby ein ganzes System aushebeln kann. Unsere Koordination, unsere Zeitplanung, sogar unsere Gespräche. Kaum wollten wir etwas besprechen, krätschte das Baby dazwischen – mit Windelbedarf, Hunger oder schlichtem Bedürfnis nach Aufmerksamkeit.
Einer der Höhepunkte des Tages: Mein Partner im Zoom-Call mit seinem Chef, ich schleiche mich aus dem Raum – Baby auf dem Arm – um leise eine Banane zu holen. Genau in diesem Moment entdeckt das Baby seine Stimme neu und beschließt, „aaaaahhhhhh“ in bisher ungehörter Lautstärke zu testen. Im Hintergrund nur noch das Lächeln meines Partners, irgendwo zwischen Verzweiflung und Resignation.
Ein anderer unvergesslicher Moment: Das Baby robbt zielstrebig zum Router und zieht das Kabel raus. Internet weg, Call unterbrochen. Und wir stehen da – sprachlos, aber auch irgendwie beeindruckt.
Wenn Arbeitszeit zur Familienzeit wird (und umgekehrt)
Es gibt keine klaren Grenzen mehr. Ich schreibe E-Mails mit Baby auf dem Schoß, er telefoniert mit Kunden, während er gleichzeitig den Schnuller wieder an seinen Platz manövriert. Wir teilen uns Aufgaben wie „Kind bespaßen“ und „Deadline halten“ im fliegenden Wechsel.
Oft klappt das sogar erstaunlich gut – mit viel Humor und einer Portion Improvisationstalent. Es sind diese Momente, in denen wir uns anschauen und lachen müssen. Weil es einfach absurd ist. Weil wir gleichzeitig alles geben – und doch oft das Gefühl haben, nichts richtig zu schaffen.
Aber genau darin liegt vielleicht das Geheimnis: Wir machen es einfach. So gut wir eben können. Mit Witz, mit Liebe, mit Spucktuch in der Hosentasche.
Unsere Top-Fails vom ersten Tag (ohne Anspruch auf Vollständigkeit)
- Baby krabbelt mitten durch ein gedrucktes Konzept – mit Breiresten an den Händen.
- Meeting läuft, Kamera an – Baby krabbelt nackig ins Bild. Kein Kommentar.
- Der Drucker spuckt Seite 27 von 50 aus – Baby klatscht begeistert und zerreißt sie direkt.
- Ich will die Präsentation schicken – Baby drückt auf „Abbrechen“.
- Partner hält Vortrag über digitales Projektmanagement – im Hintergrund rhythmisches Babyfurzen.
- Ich mute mich für einen Call – Baby schreit genau in der Sekunde, als ich wieder auf „Unmute“ drücke.
Und trotzdem: Am Ende des Tages saßen wir auf der Couch, mit einem schlafenden Baby im Arm, und lachten Tränen. Es war chaotisch, frustrierend, herausfordernd – und trotzdem schön. Weil wir es zusammen durchgestanden haben. Weil es unser Tag war.
Was wir daraus gelernt haben
- Babys interessieren sich nicht für Zeitpläne. Und das ist okay.
- Humor ist überlebenswichtig. Wer nicht lacht, verzweifelt.
- Ein Baby im Homeoffice ist kein Hindernis. Es ist ein vollwertiger Teil des Tages.
- Perfektion ist der Feind des Guten. Gut ist manchmal einfach genug.
- Wir können mehr als wir denken. Nur eben nicht gleichzeitig.
- Pausen passieren – ob wir wollen oder nicht. Und sie sind oft das Beste, was uns passiert.
- Kommunikation ist alles. Nicht nur mit dem Team, sondern auch untereinander.
Unsere kleinen Tricks, die uns durch den Tag retteten
- Schichten im Stundenrhythmus: Wenn einer arbeitet, spielt der andere mit dem Baby – und umgekehrt. Kein starres System, aber ein grober Rahmen.
- Kommunikation mit dem Team: Wir haben ganz offen gesagt, dass unser Baby Priorität hat – und das Verständnis war überraschend groß.
- Mini-Rückzugsorte: Ein paar Minuten im Bad, einfach mal durchatmen, Kaffee heiß trinken – wenn’s geht.
- Humor als Rettungsanker: Wenn gar nichts mehr hilft, hilft lachen. Meistens über uns selbst.
Fazit: Wenn das Baby übernimmt, lernt man das Wesentliche
Unser erster Tag im Homeoffice war kein Produktivitätshighlight. Kein Tag, über den wir einen LinkedIn-Post schreiben würden (außer vielleicht mit sehr viel Selbstironie). Aber es war ein Tag voller Nähe, Improvisation und echter Teamarbeit – wenn auch anders als geplant.
Und wenn ich heute zurückdenke, denke ich nicht an verpasste Deadlines. Ich denke an diese kleinen Finger auf meiner Tastatur. An das Lächeln, als ich aufgegeben und stattdessen das Baby auf meinem Schoß tanzen ließ. Und an das Gefühl: Wir schaffen das. Irgendwie. Zusammen.
Vielleicht ist das das größte Learning von allen: Nicht der perfekt getimte Tagesablauf macht uns zu guten Eltern. Sondern die Fähigkeit, flexibel zu bleiben, liebevoll zu reagieren – und aus jedem Chaos das Beste zu machen.